In der Schönheitsfalle

Jan Albers – „cOLOnycOLOr“

von Frank Becker

Jan Albers, hEavymEtal mEtnuggEt - Foto © Frank Becker
Jan Albers
cOLOnycOLOr“

 Ein „Parcours Mortale“

Es ist ein „Aaahh“-Erlebnis, betritt man die neue Ausstellung in der Kunsthalle Barmen des Wuppertaler Von der Heydt-Museums, denn die dort ab Sonntag gezeigten Arbeiten des 1971 in Wuppertal geborenen Künstlers Jan Albers zeigen Farben und Strukturen in ausgewogener Farbgebung und von nahezu barocker Pracht. Man wird, so Museumsdirektor Dr. Gerhard Finckh, sozusagen in ein „Schönheitsfalle“ gelockt, in der man, sich entspannt ergehend, in besagten Farben, Formen und Strukturen schwelgt. Die zum Teil sehr empfindlichen dreidimensionalen Bilder und Objekte sind zu ihrem Schutz vor äußeren Einflüssen, vor allem Berührungen - auch Narrenhände gehören dazu -  überwiegend unter Format-angepaßten Plexiglashauben geborgen. Das gibt den Arbeiten einerseits zusätzlichen Glanz, zugleich aber auch Distanz zum Betrachter. Man findet sich gerne in dieser Schönheitsfalle der ersten beiden durch eine eingezogene Wand optisch verbundenen Räume zwischen z.B. „mOOnmOOd“ (2014), „thGrEEndEEp“ (2013) oder „DustyDiamondgEEzEr“ (2013/14) gefangen.
 
Umso schockierender ist der jähe Sturz in die Finsternis von Destruktion und Verletzung, die Düsternis des mittleren Raumes, der mit Fotos von Hämatomen, Blessuren und anderen Verletzungen, die Albers sich aus welchen Gründen auch immer aus dem Internet beschafft hat, in der Kombination mit verformten Metallen, Röhren etc. dem Betrachter einen kalten Guß verabreicht. „pegAsusuAufgAzelle“ (2012) und „Blacknelsonbender“ (2011) gehören ebenso dazu wie „diGGinGdeeP“ (2014). Das muß sich dem Betrachter nicht zwangsläufig erschließen.
Jan Albers, der bereits europaweit und vielfach in den USA ausgestellt hat, hat sich für die Hängung seiner bisher größten Einzelausstellung in der Kunsthalle Barmen 14 Tage Zeit genommen, um Raum für Raum als Gesamtkunstwerk zu gestalten. Viele der gezeigten Arbeiten sind bereits in Privatbesitz. Albers reflektiert nicht nur hier afrikanische Jugenderlebnisse mit der Apartheid Namibias, wo er als Sohn eines Missionars aufgewachsen ist. Häufig weist er in den Objekten wie zufällig und scheinbar ohne Zusammenhang Buttons mit Konterfeis Nelson Mandelas oder solchen von amnesty international Plätze zu.
 
 
       Jan Albers thrEEhundrEdtwEntytwobEautyupanddown - Foto: Museum

Doch die Bedrücktheit, mit der man diese Kammer der Schmerzen verläßt, fällt bald vom Betrachter ab, angesichts der nun wieder folgenden Arbeiten von hellem Gemüt. Kreamik, Holz, Polysterol, Papier. Leinwand, Bronze, Metallrohre – die Vielfalt der von Jan Albers genutzten Materialien und der benutzten Lacke, Graffiti-Sprühfarben und -techniken zur Umsetzung seiner Projekte scheint keine Grenzen zu haben. Die bewußt unorthodoxe Hängung gibt kleinen Formaten auf großen Flächen Raum, so dem beinahe magisch anziehenden „hEavymEtal mEtnuggEt“.
Am kommenden Sonntag, 11.30 Uhr, wird die Ausstellung in Anwesenheit von Jan Albers, der seinen „Parcours Mortale“ zufrieden ein „Best of…“ der letzten drei Jahre nennt, eröffnet.
 
Katalog: © 2015 Verlag Kettler / Von der Heydt Kunsthalle / Kunstpalais Erlangen, 170 Seiten, strukturierter flexibler Leineneinband, Fadenheftung, ca. 22 x 30 cm, umfangreich illustriert, mit Beiträgen von Dr. Beate Eickhoff (Kuratorin Wuppertal), Marion Meyer, Dr. Gerhard Finckh, Amely Deiss, Markus Heinzelmann, Brigitte Kölle
18,- €
 

Jan Albers, mOOnmOOd - Foto © Frank Becker


 
 v.l.: Jan Albers, Gerhard Finckh vor DustyDiamondgEEzEr - Foto © Frank Becker