Bestsellerfressen

Wolfgang Joop! - „Im Wolfspelz“

von Wolfgang Nitschke

Wolfgang Nitschke - © Manfred Linke / laif
GZSZ für Arme
 
Meine Damen und Herren!
Zur Abwechslung mal ne Frau! Wir wollen ja hier nicht immer nur Männer fertig machen.
 
„Im Wolfspelz“
von
Wolfgang Joop!
 
Hinten im Klappentext steht so einiges, aber nicht folgendes:
„Wolf, der Romanheld, der stinkreiche selbsternannte Paradiesvogel und orientierungslose, abgefuckte Vorreiter aller Gelackten und Geleckten, der geckenhafte Groß-Autist und 55-Jahre alte, arme Modesack (Joops altes Ego) verliebt sich im trostlosen New Yorker Modesack-Millieu der Neunziger Jahre in einen noch abgefuckteren, ca. 55 Jahre jüngeren Ex-Junkie und Disco-Stripper, und zwar - wie sich das gehört – unglücklich.
Alles in allem: 40 % enervierendes Eifersuchtsgestammel, das sich selbst die grausamen Drehbuchautoren von ‚GZSZ’ und ‚Richterin Barbara Salesch’ nicht erlauben würden, und 12 % herkömmliches Laufsteghühner- und Klamotten-Gemecker unter Tunten. Der Rest sind Leerzeilen.“
 
Wie gesagt:
Das alles steht nicht im Klappentext. Sondern das hier:
„Verführerischer Glamour, gefallene Engel und das große Wunder der Liebe – Hallöchen! - ein Buch, wie es nur Wolfgang Joop schreiben konnte.“
Der letzte Satz soll natürlich ein Lob sein.
Ist aber in Wirklichkeit auch nur die Wahrheit.
 
Meine Damen und Herren,
nicht daß Sie glauben, ich wolle dem Wolfi was Böses. Nein, jedem Mikro, das in den letzten Jahren egal-wo rumstand, und ob’s nu an war oder nicht, hat der Wolfi selber erzählt:
„Ich weiß, daß Verliebtheit mit Verblödung einhergeht.“
Nun ja, und so liest sich das dann auch.
 
Daß der Wölfi sich bei der Beschreibung seiner hormonellen Aktivitäten dankenswerterweise mehr als bedeckt hält, wollen wir ihm hoch anrechnen. Und worum, warum und wie rum so’n alberner Mode-Lackel gestrickt ist, ist ja nu’ ooch Jacke wie Hose.
Doch mit ‚Jacke wie Hose’, meine Damen und Herren, wären wir endlich beim Sujet, welches auf tieferes Interesse stoßen könnte. Auf geht’s:
 
„Er trug einen indischen Seiden-Sari und eine hautenge handgenähte Lederhose.“
2 Seiten und einen Tag später:
„Er wählte eine Second-hand-Levis-Jeans aus den Siebzigern, einen Rolli und einen violetten Hausmantel mit winzigen Tupfern und Seidenpaspelierung.“
Gut, andere Leute haben auch wat an! Der Kollege hier zum Beispiel::
„Favoloso war untersetzt, aber hübsch und gekleidet wie alle jungen Italiener aus gutem Hause: braune Lederslipper ohne Socken, Jeans, weißes Hemd und marineblauer Kaschmir-Sweater, über die Schultern gelegt.“
Dann kommt Fahrt in die Handlung und eine dritte Person taucht plötzlich auf:
„Rosalina trug ebenfalls Jeans, Manolo-Blahnik-Pantoletten, echte Perlen und ein rosa Chanel-Jäckchen und passende Handtasche an Goldkette.“
Ich höre Gelächter?
Moment mal!
Ein Schöpfer, zumal ein Modeschöpfer, kann nicht so einfach mirnixdirnix hurtig aus seiner Haut raus. Einmal Klamotte, immer Klamotte! Das ist nun mal so. Also:
„Wie der Heiland wandelte er mit einem Versace-Handtuch um die Lenden und Gucci-Sandalen an den Füßen am Strand von Miami entlang und verteilte Sunblocker an die Sorglosen und Unwissenden.“
Kurze Zeit später passiert dann folgendes:
„Josh trug einen ärmlich wirkenden Mantel, zu große Hosen und Manolo-Blahnik-Schuhe.“ Da sind se wieder
Und dann geht die Post ab und sein Bär fängt zu steppen an:
„Plötzlich stand Josh in der Küchentür und sagte in offensichtlich bester Laune: ‚Das kann man doch jeden Tag tragen, oder?’
Er trug einen ärmellosen, apfelgrünen Rippenpulli, der sein Nabel-Tatoo freiließ, dazu eine beige Wildlederhose und Schlangenlederschuhe.“
 
Meine Damen und Herren!
Der Wolfgang ist sehr sensibel, deshalb schrieb er extra ins Vorwort:
„Der Leser muß nachsichtig sein mit mir und auch geduldig.“
Also, bitte:
„Er trug ein schwarzes Netzhemd mit kunstvoll platzierten Löchern und eine schwarze Hose aus gelacktem Vinyl.“
Gut, nachsichtig müssen Sie jetzt nicht sein.
Aber geduldig:
„Er wählte einen schmal geschnittenen Anzug aus weich fallendem, dunklem Wollkrepp, ein dunkles Seidenhemd mit langen Kragenecken und spitze Wildlederstiefeletten mit hauchdünnen Sohlen.“
 
Und dann, meine Damen und Herren,
dann ist die Spannung kaum noch auszuhalten:
„Wolf trug einen Kurzarm-Pulli mit Ringelbündchen.
Dazu einen Blazer mit passender Hose in Wirk ...
ware.“
 
Okay, okay, Kinners!
Wir machen Schluß für heute.
Gute Nacht.
 
Nee, komm, noch’n Nachtrag:
„Sag mal,“ fragte Josh, „ist mein Entwurf zu feminin?“
„Wieso?“ meinte Wolf.
„In Rom trägt der wichtigste und mächtigste Mann ein Spitzenkleid und bei Prozessionen eine qualmende Handtasche, die er hin- und herschleudert! Alle fallen vor Begeisterung auf die Knie und keiner findet ihn feminin.“
Genau.
Dat is ja das Problem.
 
Überhaupt: die Welt der Schönen und der Reichen!
Als einem seiner brühwarmen Spezis in ’nem Nobelrestaurant beim Entenverputzen noble, braune Entenbrutze aus dem Munde splattert, läßt Joop ihn sagen:
„Mein Gott, jetzt kacke ich schon aus dem Gesicht!“
 
So, ich glaube, das reicht.
 
 
 Weitere Informationen: (Nachrichten)  www.wolfgang-nitschke.de  und (Bücher)  www.edition-tiamat.de