Der doppelte Puck

„Ein Sommernachtstraum“ mit dem Györ National Ballett

von Frank Becker

Titania und ihre Waldgeister - Foto © Schlote Productions

Schabernack mit Shakespeare
 
„Ein Sommernachtstraum“
Ballett in zwei Akten
mit der Musik von Felix Mendelssohn-Bartholdy
 
Am Vorabend hatte das Györ National Ballett seine Gäste im Remscheider Teo Otto Theater vor ausverkauftem Haus mit einem mitreißenden „Queen“-Programm und packenden Rock-Adaptionen begeistert, am Sonntag bewies die ungarische Tanz-Kompagnie auf der selben Bühne ihre Vielseitigkeit mit einer ganz zauberhaften Ballett-Fassung von William Shakespeares Märchen-Komödie „Ein Sommernachtstraum“ mit der Musik von Felix Mendelssohn-Bartholdy – und sorgte wiederum für Begeisterung.
 
Der doppelte Puck

In der einfachen, aber wirkungsvollen Pappkulisse von Auróra Hajnal Németh entsteht vor den Augen des amüsierten Publikums die ganze Welt

Die Pucks - Foto © Schlote Productions
des Zauberwaldes, in dem Titania (Georgina Szendrei) und Oberon (Zoltán Jekli) über ihr Volk der Elfen, Waldgeister und des Puck herrschen. Hier haben sie, unsichtbar für die Menschen, die Macht über Verstand und Gefühle. Die Choreographie von Youri Vámos beschert uns – eine glänzende Idee – gleich zwei Pucks (Daichi Uematsu, Kada Horváth) die wie eine gelungene Mischung von Max und Moritz und Tweedle Dee und Tweedle Dum für den komischen Strang durch die ganze Geschichte sorgen. Uematsu und Horváth haben mit komischem Talent die Sympathie und Aufmerksamkeit auch des ganz jungen Publikums
 
Amüsantes Verwirrspiel

Federleicht legt Youri Vámos Handlung und Figuren an, amüsiert verfolgt man den Schabernack, den die Waldgeister leichtfüßig, übermütig und frivol mit den Menschen treiben, die sich zum Spaziergang oder Liebesabenteuer in die Tiefen des verwunschenen Waldes begeben haben. In schnellem Kostümwechsel sorgt das Corps de ballet für präzise, heitere Auftritte und eine stets bewegte Szene, eingeschlossen die Schar der Handwerker, die für eine Hochzeit eine Laienspiel proben. Hier nun kommen die im Machtkampf rivalisierenden Oberon und Titania zu ihren großen Auftritten im Solo und Pas de deux. Ebenso Sebestyén Bálint als zum Esel verwunschener Zettel, in den sich Titania durch einen Zauber Oberons als Retourkutsche für vorherigen Spott verliebt und mit ihm eine Liebesnacht verbringt. Bálint überzeugt mit Körpersprache und Witz. Auch die Pucks stiften in ihrer burlesken Rolle mit dem ausgeborgten Zauber Verwirrung, indem sie Liebepaare nach Shakespeares Motto „Love´s Labour´s Lost“ ordentlich durcheinanderwürfeln.


Titania und Zettel - Foto © Schlote Productions
 
Szendrei und Jekli - ein glanzvolles Paar

Der hochgewachsene Zoltán Jekli zeigt sich als sprunggewaltiger, eleganter Tänzer von bildschöner athletischer Statur und Erscheinung, Georgina Szendrei ist eine hinreißende Primaballerina von natürlicher Schönheit, herrlichem Wuchs und majestätischer Ausstrahlung, deren Spitze einer Marie Taglioni würdig ist. Bestechend jeweils im Solo, wunderbar im Pas de deux sind sie die Krone der Aufführung. Natürlich hat die Musik Felix Mendelssohn-Bartholdys mit Rondo, Elfenmarsch, Intermezzo, Notturno, Hochzeitsmarsch und Traumpoesie voller Ohrwürmer ihren Anteil am Gelingen. Daß sich zum guten Schluß aller Zauber in Wohlgefallen auflöst, die rechten Paare zueinander finden und Oberon Titania ganz ohne Magie heimführt, ist ebenfalls Shakespearisch: „All´s well that ends well“. Ein wunderbarer Ballett-Abend und ein herrliches Vergnügen.


Die Pucks haben Verwirrung gestiftet - Foto © Schlote Productions