Lust auf Marrakesch

Magie und Schönheit im neuen Programm des Düsseldorfer „Apollo“

von Andreas Rehnolt

© Omar Pasha
Apollo-Varieté macht Lust auf Marrakesch
 
Das neue Programm begeistert mit charmantem
Moderator, einem Magier, Bauchtänzerinnen, einer
bezaubernden Pantomime-Nummer und einer
hinreißenden Sandmalerei
  
Das Apollo-Varieté in Düsseldorf macht mit seinem neuen Programm „Marrakesch“ gewaltige Lust auf einen Besuch in der marokkanische Stadt, die auch als „Perle des Südens“ gerühmt wird. Für ein knapp dreistündiges Programm verwandelt sich die Bühne in den „Djamas al Fna“, den „Gauklerplatz“. Da gibt es mitreißende Straßenakrobatik einer Truppe, die im Rahmen eines Projekts für Kinder aus Slubs und Ghettos in Nairobi gegründet wurde. Vier buntgewandete Bauchtänzerinnen sorgen für einen Augenschmaus und die Silhouette aus Palast-Türmen, Wüstensand und hinziehenden Kamelen entführte die Gäste bei der Premiere ganz schnell in eine der wohl schönsten Städte des Orients.
 
Moderator Oguz Engin entpuppte sich als extrem charmanter Moderator und Zauberkünstler. Wie er mit einer kleinen Stoffschlange Kartentricks veranstaltet, einen winzigen, lebenden Goldfisch in eine mit Wasser gefüllte Glühbirne zaubert und dann auch noch Metallmünzen per Handwurf über eine Distanz von mehreren Metern in ein zugedecktes Wasserglas befördert, das ist wahre Zauberei und herrlich anzusehen.

Foto: Apollo

Magier Omar Pasha veranstaltet Schwarzlicht-Theater auf der Bühne. Wie aus dem Nichts malt er Notenpult, Tische, Stühle und Hutständer in gelben Leuchtfarben herbei, läßt sie vor dem schwarzen Bühnen-Hintergrund schweben und als echte Möbelstücke auftauchen. Angeblich ist er weltweit der einzige Illusionist, der diese 1885 entstandene Zauberkunst mit perfekter Technik beherrscht. Das Duo Liazeed begeistert mit seiner Partnerakrobatik auf einer drehenden Kugel.
Später windet sich der kubanische, muskelbepackte kubanische Artist Francisco Arano Alem an einer weißen Stange in den Bühnenhimmel, man glaubt tatsächlich, auf dem alt-ehrwürdigen „Gauklerplatz“ zu stehen und faßt unwillkürlich nach dem Portemonnaie in der Gesäßtasche, weil Marrakesch ja auch für seine Taschendiebe im abendlichen Gewimmel bekannt ist. Wenn er sich mit seiner Partnerin Zaida Liazeed aus Jamaika mit dem „Kußlied“ verständigt, hört man an nicht wenigen Tischen im Zuschauersaal ebenfalls ein vielstimmiges „Schmatz-Schmatz“. Die Luftakrobatin mit dem so gar nicht orientalisch klingenden Namen Erna Sommer ist in luftiger Höhe einfach nur schön anzusehen und zu bestaunen. Nach mehreren Auftritten des Tänzerinnen-Quartetts kommt dann eine wahrhaft wunderbare Schluß-Nummer.
 

Svetlana aus Kiew steht an einer Art kleinem Büdchen auf der Bühne und erschafft mit Licht, Musik und vermutlich Wüstensand Sandmalerei, die das Publikum mit einigen zarten Wischbewegungen von Daumen, Handkante oder Zeigefinger vor die Tore von Marrakesch in die Wüste, zu Oasen und Königspalästen, zu Schlangen, Kamelreitern und natürlich zu einem keuschen Liebespaar entführt. Die Zuschauer sehen das als „großes Sandmalerei-Kino“ auf einer Leinwand im Hintergrund der Varieté-Bühne. Der Applaus für ein tolles Programm und bezaubernde Künstler ist lang, laut und ehrlich und als dann im Foyer des Apollo auch noch marokkanisches Gebäck vom Feinsten mit Datteln, Mandeln und Honig angeboten wird, wähnt man sich fast wie in einem der Märchen aus 1001er Nacht. Das Programm läuft bis zum 12. April.

 
ERna Sommer - Foto: Apollo