Würd´ man nasse Katzen wringen, kläng es süßer nicht im Ohr.

Fritz Eckenga – „Mit mir im Reimen“

von Frank Becker

Laß uns tiefe Räume finden
 
Da bissuja, mein roter Bruder,
Dadi Dadu Dadi Daduda!
 
Das oben rechts kursiv zu lesende Zitat, ein Solitär deutscher Lyrik, mag als nur eines von vielen Beispielen der hohen, von keiner Scheu vor den Manen eines Kleist, Schiller, Hölderlin oder Klopstock gedämpften Verskunst des Dortmunder Dichters Friedrich Eckenga gelten. Seiner bürgerlichen Herkunft abschwörend hat er den poetischen Dichternamen „Fritz“ angenommen, sich damit seinem Freund und großen Gönner F.W. Bernstein nähernd. Aber kommen wir zurück zum Zitat. Die Schluß-Verse seines einzigartigen Küchen-Epos „Der Wein war ein Gedicht“ sind es, die regelmäßig, vor allem in der Vorweihnachtszeit, Besucher seiner öffentlichen Auftritte, seine vielen Leser und sogar manch einen Kritiker zu Tränen gerührt haben – und seien es nur Lachtränen. Sicher nicht ohne Grund wurde jenes Gedicht an prominenter Position als drittes von schier unzählbaren in die soeben im Verlag Antje Kunstmann erschienene Werkausgabe der Lyrik Fritz Eckengas aufgenommen.
 
Der Anlaß ist würdig, feiert Eckenga doch in diesem Jahr sein 60. Wiegenfest. Da ist er „Mit mir im Reimen“, so der trefflich gewählte Titel der Sammlung, denn so sollte es in diesem fortgeschrittenen Alter auch sein. Rund 600 Gedichte aus etwa 17 Jahren und vielen Büchern wie (nur eine Auswahl): „Prima ist der Klimawandel auch für den Gemüsehandel“, „Mona Lisa muß neu geschrieben werden“, „Immer für Sie da!“, „Alle Zeitfenster auf Kippe“, „Ich muß es ja wissen“, „Kucken ob´s tropft“, „Jahreshauptversammlung meiner Ich-AG“ versammelt der fein gemachte, haptisch wie optisch höchst gelungene Band, soviel hat nicht mal Mörikes Eduard zusammengebracht. Allenfalls können da noch Christian Morgenstern, Joachim Ringelnatz und Gottfried Keller mithalten. Mit denen verbindet den Dichter nebenbei Humor und Tiefsinn, mit letzteren beiden die Freude am gelebten Genuß. Zumal Ringelnatz besang das Gläschen Schabau so liebevoll wie vortrefflich wie Eckenga heute, und Keller wußte Wein, Bier und gutes Essen spätbiedermeierlich zu schätzen. Das kann man auch von Fritz Eckenga sagen, dessen Ruhm nicht zuletzt auch auf seine Beiträge zu Vincent Klinks und Wiglaf Drostes kulinarischer Kampfschrift „Häuptling eigener Herd“ gründet.
 
Der Christ ißt
 
Zur Weihnacht brat ich Gans.
Ostern brat ich Lamm.
Zu Pfingsten wiegt mein Braten
mal grad zweihundert Gramm.
Pfingsten brat ich lediglich,
denn das befiehlt mein Glaube
Taube.
 
Doch auch Tagespolitik, Wirtschaft, Sport (hier besonders der Fußball), Alltag und ach! die Liebe geben Eckenga nahezu tagtäglich Futter, das lyrische Eisen zu schmieden. Was uns quasi übergangslos zur schwarz-gelben Krise führt, die der bekennende BVB 09-Anhänger noch während der Drucklegung des Buches zu verarbeiten wußte:
 
(…)
Derzeit macht mich depressive
eine andre Perspektive.
Schau ich nämlich jetzt nach vorn,
schaue ich auf Paderborn.
 
Es wäre noch viel zum Preisträger des Nieheimer Schuhu, des Salzburger Stiers und des Literaturpreises Ruhr sagen und noch manches zu zitieren. Meine Empfehlung aber lautet mit dem weisen Georg Christoph Lichtenberg: „Wer zwei Paar Hosen hat, mache eines zu Geld und schaffe sich dieses Buch an.“ Nicht mal 20 Euro kostet das Vergnügen – und es ist eines vom Anfang bis zum Ende. Ernst Kahl hat es übrigens mit einigen wundervollen Illustrationen und einer punktgenauen Titelzeichnung versehen. Noch eins: Fritz Eckenga wird nach dieser Gesamtausgabe das Dichten nicht einstellen. Erwarten Sie also in etwa 17 Jahren eine erheblich vermehrte Neuauflage.
Würd´ man nasse Katzen wringen,

Foto © Frank Becker
kläng es süßer nicht im Ohr.
(…)


Fritz Eckenga – „Mit mir im Reimen“
Alle Gedichte und neue – mit Zeichnungen von Ernst Kahl und einigen Fotos
© Verlag Antje Kunstmann, 448 Seiten, Ganzleinen, Duodez, Lesebändchen
ISBN 978-3-95614-027-3
19,95 €
 
Weitere Informationen:  www.kunstmann.de