Relax, enjoy and smile! - Stefan Walz: „Nightradio“

(Wolfman Jack war gestern)

von Frank Becker

Stefan Walz - Foto © Sebastian Eichhorn
Relax, enjoy and smile!
 
Stefan Walz – „Nightradio“
 
Eigentlich hätte dieser Text ja auf die Theaterseiten der Musenblätter gehört, stellte sich doch am vergangenen Freitagabend ein Schauspieler der neuen Wuppertaler Bühnen mit einem Solo-Programm als Visitenkarte seinem Publikum vor. Schnell aber wurde deutlich: hier ist ein Multitalent am Werk, ein Mann der das seelenvolle Spiel auf seiner Gibson J-45 und als Sänger den Blues, den Rock und den gehobenen Popsong offensichtlich ebenso im Blut hat und beherrscht wie die Schauspielkunst, mit der er jüngst als Werner in der „Minna von Barnhelm“ und zuvor in der umstrittenen Wuppertaler „Müllerin“-Inszenierung überzeugt hatte: Stefan Walz.

Ein Mann, seine „fette“ Stimme, eine Gitarre und ausgerechnet eine Flasche Radeberger (!) genügten, um, während draußen der Januar-Regen peitschte, die Illusion einer heißen Sommernacht aufzubauen, durch die Radio-DJ Aristoteles Bonaventura seine Hörer mit Songs und Kommentaren begleitet. Es wurde heiß, Stefan Walz war heiß - Wolfman Jack war gestern. Man staunte daß bei den groovenden, bluesigen, rockigen Sounds, die die Temperatur im Saal merkbar in die Höhe trieben, nicht die Brandmelder auslösten, die Sprinkleranlage nicht aktiviert wurde. Songs und Balladen von u.a. Willie Dixon („I Wanna Make Love To You“), Louis Prima (Buona Sera, Signorina“), Carole King/James Taylor („Will You Still Love Me Tomorrow“), Rolling Stones („Melody“) ließen die inklusive Zugabe (mit Stray Cats Rock n Roll) 90 Minuten dieses denkwürdigen Solo-Abends wie im Flug vergehen.

Schnell hing das Publikum im ausverkauften Haus an Aristoteles Bonaventuras Lippen, schnippte und wippte – und wollte ihn zum Schluß am liebsten gar nicht von der Bühne lassen. Kein Wunder bei so phantastischen Interpretationen wie „Makin´Whoopee“ von Donaldson/Kahn, Rory Gallaghers Guinness-haltigem „Walking Blues“, der ur-schottischen „Rambling Rovers“. Stefan Walz zeigte sich mit Bottleneck, Plug, Slide, Muddy Waters, John Lee Hooker und dem Stones-Hit „You Got To Move“ als Meister des Guitar-Blues. Wandelbar in Stimme, Körpersprache, Stil, Slang  und Person schlüpft er in die Haut der präsentierten Künstler, wird zu Muddy Waters, Willie Dixon, John Lee Hooker und all den anderen dieser herrlich heißen Nacht des „Nightradio“ mit Aristoteles Bonaventura. Mit dem zutiefst nachfühlbaren „Constipation Blues“ von Screaming Jay Hawkins, den er im Ausdruck locker übertraf (hier zeigte sich der Schauspieler) schoß Stefan Walz den Vogel ab. Ein brillantes Programm – am 15. Februar, 18.00 Uhr noch einmal zu erleben im Theater am Engelsgarten in Wuppertal. Wenn die Musikindustrie den Künstler bis dahin nicht für sich vereinnahmt hat.


Stefan Walz - Foto © Sebastian Eichhorn
 
Einrichtung: Helene Vogel - Inspizienz: Stefan Leibold
Weitere Informationen:  www.wuppertaler-buehnen.de