Stormy Monday

von Zepp Oberpichler

Stormy Monday - Foto © Jürgen Kassel
Stormy Monday
 
Samstag!
Junge, Junge, da haben wir es wieder richtig krachen lassen. Der Lange kam schon um fünf Uhr nachmittags zu mir rüber und hatte die Ohren ab. Nachmittags! Völlig von der Rolle.
   Hatte auch noch eine Flasche Rumverschnitt dabei – »Goldcoast« – ja klar. Schmeckte zwar eher nach Bordsteinkante, aber egal. Als dann die Sportschau anfing, hatte ich auch schon ein, zwei Lampen am glühen. Oben drüber bei den Kadzioks gab es wieder Geschrei, erst hat der dumme Sack wohl den Kleinen vertrimmt und sich dann seine Alte vorgenommen. Irgendwann treffe ich die blöde Sau mal im Dunkeln, am besten im Treppenhaus. Dann gnade ihm Gott.
   MSV war direkt die erste Übertragung. Und während die Zebras sich schon in den ersten zehn Minuten zwei Kirschen fingen, reiherte sich der Lange die Seele aus dem Leib. Zum Glück schafft der das immer noch bis zum Lokus. Keine Ahnung, wie der das macht. Da glaubst du, der kann keinen Fuß mehr vor den nächsten stellen, dann rafft er sich plötzlich auf und schießt die zwölf Stufen runter zum Pott. Ein Glück, daß ich mir den Pott mit der ollen Kuschmierek von unten teile. Ihr Alter ist letztes Jahr gestorben und die Kinder sind schon lange aus der Bude. So ist unser Pott kaum besetzt und die Kuschmierek macht den immer klasse sauber. Der Lange hat aber auch selbst ein bißchen was weggewischt, mit seinem Hemd, der blöde Hund. Aber laß mal, kann er noch so voll sein, den Lokus immer tipptopp.
   Die Zebras kamen zurück ins Spiel und kurz vor Schluß fiel das zweizwei. Der Abend fing gut an. Ich hatte noch eine ordentliche Pfeffersalami im Schrank und ein halbes Pfund Schwarzbrot. Damit haben wir uns dann eine Grundlage geschaffen, um bei Paul weiterzubechern. Von meiner Bude bis zu Paul sind das nur rund 150 Meter, und als der Lange und ich dort ankamen, war der Laden pickepacke voll. Solei war schon aus und Gerda, Pauls Olle, schaffte noch Frickos ran. Gedeck war einsfuffzich, und die Männer hatten alle einen Brand, als gäbe es kein morgen. Die paar Frauen, die da waren, soffen auch. Warum auch nicht? Irgendwann um zehn muß es eine Schlägerei gegeben haben. Jedenfalls kam mir der Lange mit blutender Nase entgegen, als ich gerade vom Lokus kam. Hat angeblich die Adelheid angegraben und die ist doch seit ein paar Tagen mit dem dicken Ede vom Schrottplatz zusammen und der hat dem Langen dann eine links und eine rechts reingesemmelt, sagte mir Paul. Dann haben sich wohl noch ein, zwei eingemischt und auch vom Ede was vor die Backen gekriegt und dann war wieder alles in Ordnung.
   Irgendwie muß ich nach Hause gekommen sein. Ich habe nicht die Spur einer Ahnung. Auf jeden Fall habe ich den ganzen Sonntag kein Bein an die Erde gekriegt und gleich schmeißt mich der Wecker zur Frühschicht raus.
Die ganze Kacke von vorne.



 Aus: Jürgen Kassel & Zepp Oberpichler – „Heartzland“
Weitere Informationen:  www.vonneruhr.de