Fahrender Schüler (2)

von Hanns Dieter Hüsch

Fahrender Schüler
 
Es ist aufgezeichnet daß er manches Haus betrat
Und zugegen war in vielen Städten
Die ihn auch behalten hätten
Doch er war kein Mann der Tat

Wenn man ihn zur Rede stellte
Sagte er er wisse nicht worum es ginge
Denn er lege seinen Kopf nicht gerne in die Schlinge
Die schon viele in die Hölle schnellte

Mittags wenn die Leute sich beeilen
Leib und Seele zu erhalten
Sah man in der Sonne ihn mit anderen Gestalten
In die Stuben blinzeln ob auch alle redlich teilen

Manchmal sagte er nur ja
Und das hieß wohl daß die Menschheit wächst
es war dann ein unsichtbarer Text
Auf seiner Stirne da

Grinsen war für ihn ein Wort
Und das bot er feil den feinen Herren
Die Zigarren aus den Schränken zerren
Doch er war nur einmal dort

Meistens ließ er seine Mütze liegen
Bei den Mädchen die er nahm
Und er ging wenn der Gedanke kam
Über andere zu siegen

Denn er wollte nicht gewinnen auf der Erde
Darum sprach er auch nicht viel
Darum bat er auch sehr oft und kühl
Daß es Abend mit ihm werde.
 
 
Hanns Dieter Hüsch
 


© Chris Rasche-Hüsch
Veröffentlichung in den Musenblättern mit freundlicher Genehmigung