Friedfertigkeit und Nachgiebigkeit

Ovids "Liebeskunst" - neu übersetzt

von Konrad Beikircher

Publius Ovidius Naso
Friedfertigkeit und Nachgiebigkeit
Buch II 145-176
 
 
Gib öfters mal nach
tu’s allerdings mit Geschick,
so erobert man Herzen.
Wer stur wie ein Panzer
brutal seinen Weg macht,
der erntet nur Haß und so einen
braucht man im Krieg und nicht in der Liebe.
Falken und Wölfe: wer hat
sie schon gern um sich?
Laß auch den Streit und erst recht
das Bittergeknötter:
die Liebe erhält man mit leiseren Worten.
Mit Keifen vertreibt der, der will,
seine Gattin, oder sie ihn,
so was hat Platz in der Ehe!
Der Geliebten sage nur das,
was ihre Ohren erfreut.
Schließlich hat kein Paragraph
Euch in die Betten gezwungen:
ihr tut’s, weil ihr’s wollt und nicht
weil das Gesetz es befiehlt.
Bring ihr einen Strauß schöner Worte:
da freut sie sich drüber
wenn Du zu ihr kommst.
Das allerdings, das sag ich nicht allen:
wer echt schenken kann,
braucht nicht auf mich hören:
er kann es längst.
Er sagt nämlich: Nimm!
Und zwar, wenn’s ihm danach ist.
Das, was ich sage,
sag ich den andern.
Früher, da wußte ich selbst nicht,
wie man geschickt sich erhält,
was man liebt.
Schenken zum Beispiel,
konnte ich nicht
ich beließ es beim Reden.
Und einmal, ich weiß es wie heute,
riß ich ihr voll Wut an den Haaren:
oje, Tage hat mich das gekostet.
Später behauptete sie
ich hätt die Klamotten zerrissen.
Ich wollt’s zwar nicht glauben
doch was sollt’ ich tun:
ich mußte tatsächlich bezahlen.
Das sag ich auch nur,
damit Ihr die Fehler vermeidet:
Streiten macht Spaß mit dem Gegner,
der Liebsten begegne mit Sanftmut.
 

Ovids "Liebeskunst" - neu übersetzt von Konrad Beikircher