Fleißarbeit

Oskar Schmidt - „The American Series“

von Sabine Kaufmann

Fleißarbeit vs. Realismus
 
Als Walker Evans 1936 das soziale Elend von Hale County/Alabama in unerhört präzisen, durch ihre bedrückende Realität bis heute sensationellen Fotos festhielt, wurde er zu einem der ganz großen Chronisten der amerikanischen Depression. Seine Bilder wurden Klassiker, Ikonen der Dokumentar-Fotografie.
Der deutsche Fotograf Oskar Schmidt (*1977) „analysiert, seziert und reinszeniert in seinem fotografischen Werk The American Series Aspekte der Kunst- und Fotografiegeschichte. Ausgangspunkt sind Aufnahmen von Walker Evans, die dieser im Auftrag der Farm Security Administration, kurz: FSA, in den 1930er Jahren während der Großen Depression im Süden der USA anfertigte. In The American Series greift Schmidt diese Ikonen der klassischen Fotoreportage des vergangenen Jahrhunderts auf, baut die Kulissen aus Evans Bilder in seinem Atelier in Lebensgröße nach und fotografiert sie mit einer Großformat-Kamera neu.“ (Verlagstext)
In „The American Series“  aus dem Jahr 2011 bezieht er sich konkret auf den sozialkritischen Fotoessay „The Great Depression“ von Walker Evans. 2013 erhielt Oskar Schmidt zwar für seine „American Series“ den Marion-Ermer-Preis, doch ist es letztenendes allem Lob zum Trotz eine wenn auch zeitlose, so doch überwiegend auf sorgfältigen Studien der Originale basierende, handwerklich ausgezeichnete Fleißarbeit. Mit dem Realismus Evans´ können sich die bei aller Perfektion eher steril wirkenden Ab-Bilder nicht vergleichen. Wenn einer die Mona Lisa bis auf den letzten Pinselstrich perfekt kopiert, bleibt es dennoch nur eine Kopie ohne eigenen kreativen Wert. Nicht anders ergeht es Oskar Schmidt mit „The American Series“.


Oskar Schmidt - Kitchen Wall“ nach Walker Evans
 
Oskar Schmidt - „The American Series“ (hrsg. v. Matthias Harder)
© 2014 Distanz Verlag, 96 Seiten, Hardcover, 24 x 30 cm, ca. 65 Abbildungen, deutsch/englisch  -  ISBN - 978-3-95476-081-7
29,90 €
 
Weitere Informationen: www.distanz.de