Maigrets Frankreich

Bilder und Texte - zusammengestellt von Michel Carly

von Andreas Rehnolt


„Maigrets Frankreich“
Faszinierender Bildband aus dem Diogenes Verlag
 
Im Zürcher Diogenes-Verlag ist rechtzeitig zu Weihnachten ein faszinierender Bildband mit dem Titel „Maigrets Frankreich“ erschienen. Auf 215 Seiten gibt es darin wunderbare Schwarz/Weiß-Fotos berühmter Fotografen wie etwa Brassai, Cartier-Bresson oder Doisneau zu kleinen Texten aus den Romanen um den weltberühmten Kommissar Maigret aus der Feder von Georges Simenon zu entdecken. Beim Blättern durch den Band glaubt man, die Figur des ewig an seiner Pfeife nuckelnden Kriminalbeamten vor sich zu sehen.
Die Fotografien, die allesamt einzelnen Roman-Passagen zugeordnet sind, machen durch die Verbindung mit dem Text Lust, die alten Maigret-Geschichten erneut zu lesen. Außerdem locken sie, die Orte, an denen der Kommissar ermittelte, zu besuchen: Natürlich Paris, aber auch die Normandie, die Bretagne, die Provence, die Cote d'Azur oder auch die Flüsse und Kanäle quer durch Frankreich, an deren Ufern auch mancher Maigret-Fall gelöst werden wollte.
 
Was Simenon mit seinen atmosphärisch dichten Romanen ab den 1930er Jahren in Worte faßte, ist von jungen Fotografen, die zur selben Zeit wie er das Paris und das Frankreich der kleinen Leute für sich entdeckten, mit ihren Kameras eingefangen worden. In dem Bildband begegnen wir ihnen wieder. Simenon schrieb seinen ersten Maigret-Roman 1929 und blieb  dem Genre bis in die 1970er Jahre treu. Ausgehend von Paris über die Provinzen und Küsten und wieder zurück in die französische Metropole. Seine letzten Romane spielten in den Vorstädten von Paris.
Beim Lesen und Betrachten dieses wunderschönen Bandes spürt der Leser auch der Person Maigrets nach. Der Kommissar war Honoratioren gegenüber mißtrauisch, er mochte Orte, wo sich Gerüche überlagerten und vermischten, wo die einfachen Leute leben. Traumhaft die Bilder „Seine-Boote im Morgennebel“ oder „Notre Dame am Morgen mit Anglern“, die Bezug nehmen auf die Romane „Maigret läßt sich Zeit“ oder „Maigret und sein Toter“. Autowaschende Pariser, Esser in kleinen Bistros, natürlich Pigalle, Sacre-Coeur, Marktszenen, Prachtstraßen, Spielplätze oder wundersame Straßenszenen.


Foto © Willy Ronis / Rapho

 „Maigret und der gelbe Hund“ mit Bildern aus der Bretagne, sonnige Aufnahmen aus der Provence zu „Maigret und die verrückte Witwe“, Boule-Spieler, Fischläden, Platanen-Alleen. Dann Fotos von Weintrinkern im Bistro und die passende Textzeile aus „Maigret in der Liberty Bar“. Da heißt es: „Ein selbstverständliches unbekümmertes Leben von Menschen, die früh aufstehen, die keine Eile haben und auf italienisch oder französisch ihren Morgenklatsch halten.“ 
 
„Maigrets Frankreich“ - zusammengestellt und herausgegeben von Michel Carly
Mit Fotografien von Brassai, Cartier-Bresson, Doisneau und vielen anderen Top-Fotografen zu kleinen Texten von Georges Simenon
 
© 2014 DiogenesVerlag Zürich, 215 Seiten mit zahlreichen schwarz-weiß Fotos ISBN: 978 3 257 02128 8
49,90 €
Weitere Informationen:  www.diogenes.ch