Neulich…

Lars von der Gönna – „Der Spott der kleinen Dinge“

von Frank Becker

Neulich…
 
Wann haben Sie zum letzten Mal beim Lesen so richtig herzlich gelacht? Im Bus zum Beispiel – und zum Erstaunen und Schmunzeln der Mitfahrenden? Mir ist das in den letzten Tagen mehrfach passiert, weil ich als passionierter Nutzer des ÖPNV Lars von der Gönnas göttliche Glossen als Lektüre für unterwegs mithatte und beim Schmökern spontan die Herrschaft über meine Lachmuskeln einbüßte. Die machen sich nämlich im Zusammenwirken mit ihrem Vetter, dem Zwerchfell, beim Konsum der Gönna´schen Feuilletons im Handumdrehen selbständig, was zu vergnügtem Glucksen und herzhaften Lach-Attacken führt.
 
„Neulich haben Leute das Gottesteilchen entdeckt. Es hieß, es habe Jahre gedauert, außerdem soll es recht schwierig gewesen sein, denn es halte die Materie zusammen. Ich verspüre Verständnis, man kennt das ja von Tesafilm. (…)“
 
Die humorvollen Miniaturen, die Lars von der Gönna regelmäßig in der WAZ veröffentlicht – ich beneide die Abonnenten des Blattes glühend darum - sind mitten aus dem Leben gegriffen, kommentieren aktuelle Trends, Pressemeldungen, Alltägliches und Trends und spießen dummes Zeugs auf, also eine ganze Menge von dem, was die Welt nicht braucht, uns aber fortwährend vorgesetzt wird. Das macht er so gut, daß man neben den ständigen Gedanken „Siehste!“, „Sach ich doch auch immer!“ und „So isses!“ auch sich selbst in den Situationen des eigenen Lebens wiederfinden kann. Wobei bei mir zum zweiten Mal Neid aufkommt, nämlich auf den Autor, der alles das akkurat so formuliert, wie ich es gerne getan hätte, wäre ich selbst auf seine Gedanken gekommen. Aber dieser ohne Mißgunst empfundene leichte kollegiale Neid ist mit einem artigen Kratzfuß und einem anerkennenden „Chapeau!“ verbunden.
 
„Neulich wäre ich fast gestorben. Fast ist ja keine Nachricht. Papst fast gewählt, Steuern fast gesenkt, Sandy Meyer-Wölden fast geheiratet – damit kommt man als Journalist normalerweise nicht durch. Aber die Ferien haben angefangen, da sind Fast-Nachrichten das Salz in der Suppe. (…)“
 
Der Verlag Henselowsky Boschmann hat die „Neulich“-Kolumnen und andere zu einem feinen, handlichen Buch zusammengestellt, sie von Heiko Sakurei trefflich illustrieren lassen und bietet sie jetzt schon in zweiter Auflage für einen lächerlich geringen Preis an. Lars von der Gönna kann damit nun in WAZ-ferne Haushalte einziehen und macht mit seinen sensiblen Beobachtungen, die er mit soviel Humor auf den Punkt bringt, daß ihm niemand je böse sein könnte, seinen dankbaren Lesern, darunter nun auch meine Radaktion und ich, ein Geschenk, eine Riesenfreude. Im überaus angemessenen Gegenzug zeichnen wir ihn verdient mit unserem Prädikat aus: dem Musenkuß.
 
„Neulich hat meine Nichte diesen Sprachtest im Kindergarten bestanden. Bei der hohen Durchfallquote hatte ich eine große Reaktion der Familie erwartet. Ein Straßenfest. Eine Guten.Morgen-Anzeige in einer großen Regionalzeitung. Eine Barbie mit Cabrio. Oder eine neue Frisur. Die haben aber einfach nur Pizza bestellt. (…)“
 
Lars von der Gönna – „Der Spott der kleinen Dinge“
„Neulich“ und andere Glossen
- mit Illustrationen von Heiko Sakurai 
© 2014 Verlag Henselowsky Boschmann, 160 Seiten, gebunden, Fadenheftung, Lesebändchen -  ISBN 978-3-942094-43-6
9,90 €
 
Weitere Informationen:  www.vonneruhr.de