Männer brauchen Grenzen

Der langsame Mann

von Tina Teubner

© Tina Teubner
Der langsame Mann
 
In seiner Langsamkeit ist der langsame Mann die wandelnde Konsequenz. Sein Gebrechen betrifft sämtliche Lebensbereiche. Er guckt langsam, er schläft langsam, er arbeitet langsam, er bremst bei Orange - zum Wahnsinnigwerden!
Bei der Hausarbeit jedoch mutiert er endgültig zur Schnecke. Dabei kann man ihm nicht einmal mangelnde Hilfsbereitschaft vorwerfen: Bei der Recherche zu diesem Buch durfte ich einige Fälle kennenlernen, die in den letzten zwanzig Jahren sicherlich zwei-, dreimal zu ihren Frauen gesagt haben: Komm … Komm.
Komm, jetzt mach ich aber mal Frühstück.
Nun ist dieses höchst komplexe Unterfangen natürlich ohne Routine kaum zu bewältigen. Ich fordere Sie als Frau ganz energisch auf, an dieser Stelle nicht direkt wieder zur Ungerechtigkeit zu neigen. Sie fahren ja auch nicht mit Schwimmflügelchen zu den Olympischen Spielen - oder mit Stützrädern zur Tour de France. Ungedopt womöglich!
Abgesehen davon gibt es auch immer wieder Ausnahmen. Auch unter den langsamen Männern gibt es solche, die es in der ersten halben Stunde bis zum Kühlschrank schaffen. Männer, die ihre Aufgabe also aktiv anzugehen bereit sind. Männer, die so kurz vor dem Ziel nur die kleinen aufmunternden Worte brauchen: Jetzt mußt Du aber auch die Tür aufmachen. Glauben Sie mir: Auf Ansage machen die das. Ihr Wille ist durchaus vorhanden! Manche kriegen sogar die  Milch da raus. Aber oftmals steht ihnen dann schon wieder dieses brennende Sachinteresse im Wege. Dann vertiefen sie sich erst mal wieder für eine halbe Stunde in die Niederschrift der Zusatzstoffe. Auf Holländisch.
 
WAS TUN?
 
Machen Sie sich klar: Für Ihren Mann ist das alles sehr, sehr schwer. Denn zwischenzeitlich ist schon wieder so viel Zeit ins Land gegangen, daß er sich gar nicht mehr daran erinnern kann, was er morgens einmal vorhatte. Er träumt halt so gern.
Warum auch nicht! Wenn Sie ihn dauernd antreiben, führt das nur zu Zoff. Zoff ist doof. Zoff macht dick und griesgrämig. Im schlimmsten Falle melancholisch. Bedenken Sie: Das Leben ist doch so kurz; und wenn jetzt einer von Ihnen beiden stirbt, müssen Sie ganz alleine in dem großen Haus leben. Keine schöne Vorstellung. Dann ist vielleicht immer alles schön aufgeräumt - aber es stehen nie wieder die dreckigen Socken im Flur. Wen sollen Sie dann bitteschön anpampen, wenn Sie zu wenig geschlafen haben? Wer kennt Sie dann noch von früher, als Sie immer gesagt haben, Ihre Haare wären nicht blondiert, das wär´ Natur? Und er hat es immer gewußt. Und Sie trotzdem lieb gehabt. Und Sie? Sie wollten ihn vielleicht immer nur verändern. Sie haben sich immer gewünscht, daß er ein zweiter James Dean wird. Dabei sieht er halt einfach aus wie Ottfried Fischer.
Machen Sie sich klar: Letztlich liebt man die Menschen für ihre Schwächen. Die menschlichen Schwächen machen uns Menschen so rührend. Ihr Mann wird sehr oft rührend sein.
 
 


© Tina Teubner
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Redaktion: Frank Becker