Ein Visitenkärtchen

Julia Reznik mit „Spoonface Steinberg“

von Frank Becker

Julia Reznik - Foto © Sebastian Eichhorn
Ein Visitenkärtchen
 
Gestern Abend lud das Wuppertaler „Theater am Engelsgarten“ zur dritten „Visitenkarte“ des Ensembles – und noch weniger Gäste als bei den beiden Veranstaltungen zuvor fanden den Weg. Kein Politiker ließ sich herab, von Vertretern der der Kulturverwaltung ganz zu schweigen. Vielleicht gerade mal drei Dutzend Theaterinteressierte – Ensemblekollegen und Presse nicht mitgezählt – gaben der Schauspielerin Julia Reznik zu ihrem Solo, „Spoonface Steinberg“ mit dem sie sich dem Publikum vorstellte, die Ehre. Mit zarter Stimme sprach sie einen Ausschnitt des erfolgreichen Stücks von Lee Hall, den von Helene Vogel eingerichteten 30-minütigen Monolog eines an Krebs erkrankten Mädchens mit dem Spitznamen „Spoonface“, das mit dem Asperger-Syndrom lebt und weiß, daß es sterben muß.
Die eigentümlich klugen, sprunghaften Gedankengänge des Mädchens, das über die Widersprüche des Lebens reflektiert, aber bis auf den faszinierenden, ja genialen Umgang mit Zahlen über keinerlei besondere Fähigkeiten verfügt, wirkten allzu klug für ein 7-jähriges Kind, doch Julia Reznik holte im ständigen Kampf mit der tosenden, erheblich störenden Ventilation des Saales das eben Mögliche heraus. Man fragt sich, ob denn niemand vom Personal auf die Idee gekommen ist, diesen Radau auszuschalten, der sogar leise Passagen überdeckte. So kann kein Schauspieler arbeiten. Und „Spoonface Steinberg“ ist ein leises Stück. Also bitte.
Es blieb bei aller Sympathie für die Künstlerin dennoch nur ein Visitenkärtchen, das wenig über ihre künstlerische Persönlichkeit auszusagen vermochte. Anhaltender, freundlicher Applaus lohnte immerhin die Mühe.
 
Die nächste „Visitenkarte“ gibt es (als Wiederholung) morgen, Sonntag, 12.10. um 18.00 Uhr mit Miko Greza.
 
Weitere Informationen: www.wuppertaler-buehnen.de