Ein Maler der „Lebendigkeit“

Zum 100. Todestag von August Macke

von Andreas Rehnolt

August Macke, Schaufenster - mit freundlicher Genehmigung des Macke-Hauses

Ein Maler der „Lebendigkeit“ starb vor 100 Jahren
als Soldat im 1. Weltkrieg
 
Der Expressionist August Macke fiel im Alter von nur 27 Jahren
nahe der Stadt Reims in der Champagne
 
Von Andreas Rehnolt
 
Bonn/Meschede - „Mit seinem Tod knickt eine der schönsten und kühnsten Kurven unserer deutschen künstlerischen Entwicklung jäh ab; keiner von uns ist imstande, sie fortzuführen.“ Dies war die Reaktion des Malers Franz Marc, als er vom Tod seines Malerfreundes August Macke am 26. September 1914 erfuhr. Macke starb im Alter von erst 27 Jahren als wenige Wochen nach dem Beginn des ersten Weltkrieges an der Westfront bei Perthes-lès-Hurlus nahe der Stadt Reims in der Champagne durch einen Kopfschuß. Er ist auf dem Soldatenfriedhof von Souain begraben. In Bonn erinnert ein Gedenkstein auf dem Alten Friedhof seit 1999 an Mackes Jahre in der Stadt am Rhein.
Trotz der kurzen Schaffensphase von nur 10 Jahren hinterließ der im Januar 1887 in Meschede im Hochsauerland geborene Macke ein beeindruckendes Werk. Er war offen für die zahlreichen künstlerischen Strömungen seiner Zeit und experimentierte in seinen Bildern mit den neuen Malstilen des Im- und Expressionismus, Kubismus oder Futurismus. Keiner dieser Kunstrichtungen schloß er sich ganz an. Er ließ sich aber davon anregen und entwickelte daraus seinen persönlichen, unverwechselbaren Stil. Mit seinem Tod verlor die europäische Kunstwelt eines ihrer hoffnungsvollsten jungen Genies, hieß es kürzlich bei einer Macke-Schau in Mülheim/Ruhr.
 
Seine Geburtsstadt Meschede erinnert am 26. September in einer Gedenkveranstaltung an den 100. Todestag ihres größten Sohnes, dessen Familie schon kurz nach der Geburt nach Köln und später nach Bonn zog. Dort steht das heute als August-Macke-Haus bekannte Museum, das Wohn- und Atelierhaus, wo der Künstler von 1910 bis 1914 lebte. Sein Tod im Krieg mit Frankreich ist umso tragischer, als es einen Freund der französischen Malerei, einen Verehrer von Cézanne, Matisse, Delaunay und Braque traf. Macke zog nicht als Freiwilliger in den Krieg, als Reservist mußte er den Dienst kurz nach der Mobilisierung antreten.
Macke-Experten wissen, daß zu Lebzeiten des Malers nur wenige Arbeiten verkauft wurden. Kein einziges Bild von Macke gelangte vor 1914 in den Besitz eines Museums. Dabei hatte er sich einen ausgezeichneten Ruf als genialer Kolorist erworben. Neben rund 500 Ölbildern und gleich vielen Aquarellen gibt es 3.000 Einzelblatt-Zeichnungen sowie 6.000 Skizzenbuchseiten von Macke. Zudem hinterließ er kunsthandwerkliche Arbeiten wie Schalen und Textilien.
 
Im Macke-Archiv des Museums für Kunst und Kultur in Münster gibt es 80 Skizzenbücher von ihm, die mit finanzieller Hilfe der Deutschen Forschungsgemeinschaft rechtzeitig zum 100. Todestag komplett digitalisiert wurden. Die Sammlung des August Macke Hauses in Bonn umfaßt insgesamt rund 3.700 Werke, zum überwiegenden Teil Aquarelle, Gouachen, Zeichnungen, Radierungen, Linol- und Holzschnitte bis hin zu Lithografien, Siebdrucken und Scherenschnitten. Seine Werke zeigen eine Welt ohne Arbeit, ohne das alltägliche Leiden, dafür schuf er von innen her leuchtende Farblichträume.
Er selbst hatte immer betont, ihm gehe es nicht um die Darstellung von Schönheit, sondern um „Lebendigkeit“ in der direkten Erfahrung des Sehens gehe. Als typisch für Mackes Malerei gelten seine Beschäftigung mit der Wirkung des Lichts und die Verwendung reiner, leuchtender und harmonierender Farben. Unvergeßlich seine Skizzen und Aquarelle, der berühmten Tunesienreise, die er gemeinsam mit seinen Malerfreunden Paul Klee und Louis Moilliet wenige Monate vor seinem Tod machte. Die Bilder weißer Städte und flimmernder Landschaften stellten eine Sternstunde der modernen Malerei dar.


August Macke, Frau im Garten, 1911 - mit freundlicher Genehmigung des Macke-Hauses
 
In Bonn gibt es anläßlich des 100. Todestags gleich zwei Ausstellungen. Das Kunstmuseum zeigt ab dem 25. September in Kooperation mit der Städtischen Galerie im Lenbachhaus München eine Schau, die sich ausschließlich mit der Freundschaft zu Franz Marc beschäftigt. Das August-Macke-Haus präsentiert ab dem 26. September eine Schau zu den vielfältigen Vorstellungen vom Paradies und dessen Verlust, die in der expressionistischen Kunst um den Ersten Weltkrieg entwickelt wurden. Im Juli 1914, wenige Wochen vor seinem Tod malte Macke sein letztes Bild mit dem Titel „Der Abschied“ in düsteren Farben und schon fast prophetisch. Es blieb unvollendet und befindet sich im Wallraf-Richartz-Museum in Köln.

Weitere Informationen:  www.august-macke-haus.de
 
Redaktion: Frank Becker