Blödem Volke unverständlich…

Fettecken und andere Dummheiten - Ein offenes Wort

von Ludwig Lenis

Foto © Frank Becker

Blödem Volke unverständlich…
Fettecken und andere Dummheiten
 
Jemand schmiert Fett in die Ecke eines ollen Kartons oder klebt schmuddelige Mullbinden nebst Pflasterstreifen in eine gammelige Badewanne – ein anderer stapelt Bretter auf eine wackelige Standleiter, ein Dritter schlachtet auf der Bühne in einer „Live-Performance“ ein Huhn oder irgend ein anderes Viehzeug, beschmiert mit dem Blut sich und eine ebenfalls nackte Studentin, ein wieder anderer (man nannte ihn den perversen Perser) stellt sich nackt auf eine nordrhein-westfälische Waldbühne, versucht zu onanieren, kriegt aber keinen hoch und muß sein Projekt kläglich aufgeben. Jeder von diesen Irren erklärt das, was er da tut, zu „Kunst“. Nun gut. Sollen Sie ruhig, solange diese künstlerische Scharlatanerie nichts kostet und keine Gerichte bemüht werden.
Aber dann kommen mit glänzenden Augen oberkluge Galeristen, Kuratoren und Museumsdirektoren, Sammler, die eindeutig zu viel Geld besitzen und allerlei „Fachleute“, die verklärt begeistert statuieren, daß es sich da tatsächlich um ganz subtile Kunst handele, die nicht hoch genug eingeschätzt werden könne – und zahlen für Fett und Brett, Blut und Pflaster richtig viel Geld. Nicht für das nicht geflossene persische Sperma, notabene. In der Folge sieht man eingerahmte Putzlumpen, an die Wand genagelte besagte Fettecken, Bretterstapel oder dreckige Badewannen in Museen ausgestellt, z.T. von Steuer- oder Stiftungsgeldern gekauft. Toll.
Aber dann das Beste: kluge Putzfrauen, die scheints als einzige über gesunden Menschenverstand verfügen, schmeißen den Krempel weg, räumen ihn auf oder machen das bekleckerte Zeugs wieder ordentlich sauber. Sogleich geht das Gezeter und Gezerre ums liebe Geld los. „Wai geschrien!“ hört von „Künstler“-Seite bei gleichzeitig aufgehaltener Hand, denn es geht hier nicht ums Unvergängliche großer Kunst, sondern nur um den schnöden Mammon. Wieviel kann ich aus öffentlichen Kassen, Versicherungen oder anderen vermeintlich Zahlungspflichtigen herauspressen. Und wenn der vielleicht sogar schlitzohrig humorvolle Macher bereits das Zeitliche gesegnet hat, treten zähnefletschend noch geldgierigere Witwen auf den Plan.
Dann geht es so richtig ans Eingemachte, wie jüngst nach der Destillation einer übrig gebliebenen Beuysschen Fettecke durch ein paar ebenso zweifelhaft „Künstler“. Die erklären die Herstellung von ein paar Buddeln Schnaps aus den Resten ranzigen Fetts, das einst ein Kunstwerk des verewigten Joseph Beuys gewesen sein soll zur eigenen Kunstaktion. Dem widerspricht vehement dessen Witwe, die voller Empörung juristisch prüfen läßt, ob mit der Fusel-Aktion Urheberpersönlichkeitsrechte des Beuys selig verletzt worden seien.
Ich frage mich und frage auch Sie: Ja geht´s noch, bitte? Als ob die Welt keine größeren Sorgen hätte. Den Schnapsbrennern kann man ja vielleicht noch eine gewisse Portion Humor zubilligen, alle anderen scheinen nicht alle Fettecken im Schrank zu haben.
 
 
© 2014 Ludwig Lenis