Wer auf Pudding baut...

von Erwin Grosche

Foto © Frank Becker


Wer auf Pudding baut, findet keinen Halt mehr.


Der Bäcker hatte das Puddingteilchen mit Heidelbeeren und Mandarinen belegt. Ich meine, auf Sand, da findet kein Haus mehr Halt. Es war dann so, daß ich mein weißes Hemd gleich ausziehen mußte. Schon beim ersten Biß in das Puddingteilchen spritzten mir die Blaubeeren entgegen. Ich sah nachher aus wie ein Heizungsmonteur. Ich schaute mich um. Ich war nicht der einzige, der im Unterhemd im Cafe saß. Wer übernimmt dafür die Haftung? Wer trägt für sowas die Verantwortung. Ich laß mich doch nicht einfach bekleckern. Als Bäcker weiß man, daß man keine zweite Chance bekommt. Alles muß auf den Punkt kommen. Es ist nicht ohne, wenn man auf das Puddingteilchen noch Früchte setzt, die häßliche Flecken hinterlassen können. Okay, das Teilchen wurde im Regal als „Fleckenteufelchen“ bezeichnet, aber wer rechnet denn damit, daß ein Bäcker so weit gehen würde. Darf Glück alles? Ich habe mal einen Hamburger während der Autofahrt gegessen, und war froh, daß ich dabei einen Taucheranzug trug. Wenn ich sehe, was links und recht bei einem Hamburger raus will, dann bin ich schon für strenge Ein- und Ausfuhrbestimmungen. Ich war damals auf dem Weg zu Ingrid, die selbst ein wenig wie ein Klecks aussah. „Alles preßt raus. Man hatte zu viele Menschen auf die Party gelassen. Nun suchen viele durch das Fenster das Weite.“ Schlamm schlimm. Alles Schlamm. Wenn es nicht regnet, bleibt der Schlamm Staub, aber wehe es regnet, dann wird Staub Schlamm. Einen Löffel für Persil, einen Löffel für Lenor, einen Löffel für die Mielewaschmaschine. Wenn der Spinat auftgetaut ist, ist alles zu spät. Dann gibt es kein zurück mehr. Meine Mutter sagte immer, „Diese Kleckerfritzen“, wenn meine Verwandtschaft zum Kuchenessen kam. Wer auf Pudding baut, findet keinen Halt mehr.


 © 2014 Erwin Grosche für die Musenblätter