Brigitte Maar - "Tadias Ethiopia!"

Ein Reisebericht über Äthiopien

gelesen von Peter Bilsing


„Tadias Ethiopia“ –
Meine Begegnung mit Äthiopien

 

Ein bemerkenswerter autobiografischer Reisebericht
über das vielleicht schönste Land Afrikas:
„Äthiopien“ von Brigitte Maar




Wachsam achten wir … Bürgerrechte
Der Stolz auf die Nation leuchtet übers ganze Land
Für Frieden, Recht und Freiheit des Volkes
In Gleichheit und Liebe sind wir vereint
Fest auf unseren Gründerwerten stehend, achten wir die Menschenwürde
Unsere Völker wirken durch ihre Arbeit
Wir stehen auf dem Boden einer glorreichen Tradition, Hüterin unseres Erbes
Mutter der Reinheit der Natur, Mutter eines mutigen Volkes
Wir erfüllen unsere Pflicht: Wir schützen dich
Unser …, es lebe! Wir sind stolz auf dich! (Nationalhymne)
Was für ein wunderbarer Text und wie schön wäre es, wenn man an den Leerstellen „der deutschen“ bzw. „Deutschland“ einsetzen könnte bzw. dürfte. Es lohnt einmal das Nachdenken! Doch es ist der Text der Äthiopischen Nationalhymne von 1991. Was wissen wir eigentlich über dieses, wie jeder der einmal dort war sagt: „wunderbare Land“. Wußten Sie, z.B. daß Äthiopien

- flächenmäßig rund dreimal so groß ist wie die BRD?

Foto © Brigitte Maar

- fast so viele Einwohner hat, wie Deutschland?
- neben Lesotho das am höchsten gelegene Land Afrikas ist?
- von wenigstens 64 ethnischen Gruppen bewohnt wird?
- 40 Prozent der Bevölkerung orthodoxe Christen sind?
- niemals Kolonie; allerdings von 1936-41 von Italien besetzt war?
- paläoanthropologisch nachgewiesen als Wiege der Menschheit gilt – die  gefundenen hominiden Fossilien sind über 4,5 Millionen Jahre alt. Sic! Die Vorfahren der Neandertaler werden bei 500.000 Jahren eingeschätzt!
- mit einem Jahreseinkommen von unter 100 Dollar zu den ärmsten Ländern dieser Erde  gehört?
- mindestens 9 Nationalparks beherbergt? Der Simien-Nationalpark gehört immerhin zum Weltnaturerbe der UNESCO
- Ursprungsland des Kaffees ist? Bereits im Jahre 900 wurde der Legende nach dort der Kaffee entdeckt
- die Falascha (eine Gemeinschaft Äthiopischer Juden) älter als der Talmud sind?

Wer sich jetzt angesprochen fühlt und mehr wissen möchte, dem sei an dieser Stelle (es wäre auch ein gelungenes und außergewöhnliches Weihnachtsgeschenk) das autobiografische Buch „Tadias Ethiopia“ von Brigitte Maar ans Herz gelegt. Es ist ein sehr persönlich geschriebenes Reisebuch, welches den Leser von der ersten Seite an nicht nur spannungsvoll anspricht, sondern auch faszinierend unterhält. Es läßt den Leser informativ fesselnd und einfühlsam empathisch an dieser uns


Foto © Brigitte Maar
doch so fremden Welt teilnehmen. Dabei taucht der Leser schon fast filmisch in diese ihm völlig fremde Welt, diesen exotischen Kulturkreis, von dem wir ja sowenig wissen, ein.

Außergewöhnlich mitreißend beschreibt Brigitte Maar neben dem touristisch Exploratorischen auch ihre streng innerlich persönlichen Gefühle, und so wird das Buch im Verlaufe der Geschichte auch zu einer Herzensangelegenheit. Wir lernen außergewöhnliche Menschen kennen, durchleben mit ihr die schwierigen und gefährlichen Zeiten der auslaufenden Mengistu-Ära und können uns anhand ihrer stellenweise auch recht humorvollen Stils zumindest ein wenig in dieses seit Jahrhunderten geplagte Land und in diesen völlig anderen, aber durchaus liebenswerten Kontinent Afrika, (mit) einfühlen.

Angenehm ist das Buch auch insoweit, als sich die Autorin jeglicher wertender Kommentare und Belehrungen enthält. Stilistisch ein Kleinod, eines, das nicht nur jedem, der sich in irgendeiner Weise für Afrika interessiert, empfohlen werden muß, sondern auch gerade jene Menschen anspricht, die sich einmal etwas mehr – außerhalb unserer einseitig eingefahren Nachrichten- und Kultursendungen – mit dem zweitgrößten Kontinent der Erde beschäftigen möchten.

Ein wirklich faszinierendes Buch, welches es über die Vielzahl ähnlicher Reiseberichte hinausgeht, weil es die Erschließung eines uns unbekannten und vielfach unbeachteten großen Kulturkreises und dessen Menschen vorantreibt. Es macht neugierig, ist ein positiver und ehrlicher Blick in unsere Welt voller Kulturen. Durch die persönliche, schon fast intime Schilderung ihrer Erlebniswelt ist es der Autorin geglückt, das Miteinander  unterschiedlichster Kulturen in einem Lande eindrücklich zu schildern. Ein schönes, mehr: ein wunderbares Buch.

Ich zitiere den letzten Abschnitt, weil er mir, pars pro toto, besonders gelungen erscheint:
„Oft denke ich noch heute an das „Land der dreizehn Monate Sonnenschein“, von dessen Vielschichtigkeit ich, so hoffe ich, wenigstens etwas begriffen habe. Nicht nur die Freunde, die ich dort gewann, die lachenden, großäugigen, mir zuwinkenden Kinder bilden einen unauflöslichen Teil meines Lebens. Das geheimnisvolle Äthiopien der Königin von Saba, der stolzen


Brigitte Maar - Foto © bei der Autorin
Herrschergeschlechte, der grandiosen Naturpanoramen, der archaischen Kulturen und der überwältigend schönen Fauna und Flora, hat mit seinen eindrucksvollen Menschen, die jedes Schicksal mit gleich bleibender ruhiger Würde tragen, für immer seine Spuren in mir hinterlassen. „Wenn Du auf meine Nase schlägst, weinen meine Augen – verletzt Du nur ein einziges Organ des Gesamtkörpers Familie oder Volk, dann leiden darunter alle übrigen Teile.“ Dieses Sprichwort symbolisiert für mich das trotz aller inneren Zerrissenheit unbedingte Zusammengehörigkeitsgefühl des äthiopischen Volkes, da es gegen den Feind von außen bis heute unbesiegbar gemacht hat.“

Brigitte Maar: "Tadias Ethiopia!"
245 Seiten, Taschenbuch
"Books on Demand", Norderstedt, ISBN 3-8311-4177-0
16, 80 €