Auff die Brüste seiner Liebsten

Ein Foto von Thomas Weber zu Versen

von Heinrich Mühlpfort

Foto © Thomas Weber

 

Auff die Brüste seiner Liebsten
 
Welch warmer Schnee deckt diese Freuden-Hügel /
Du Marmel-Rund / der Venus glatter Spiegel /
Kan hier mein Geist / mein schwacher Geist bestehn?
Ach! nein / ich muß in heißer Glut vergehn.
Die Circkel hat die Anmuth selbst geschlossen.
Hier quillt der Strohm der Wollust ausgegossen /
Ists möglich auch daß man Granaten-Blüth
Auf solchen Schnee so hochgespitzet sieht?
O schönes Eiß! O zunderreiche Funcken!
Ist wo die Hand gar allzufrech gesuncken /
Verzeih / verzeih / O Göttin! denn ich weiß /
Vor deinem Strahl zerschmilzet hartes Eiß.
Ist das das Bett wo Lilgen und Narcissen /
Aus Nachbarschafft / sich Herzverbündlich küssen /
So wünsch ich nur ein Gärtner bloß zu seyn /
Der es verwahrt für allem bösen Schein.
Schwellt Circkel schwellt in angenehme Runde /
Und seyd beküst von meinem blassen Munde /
Glaubt / hat die Hand verwegen was gethan /
Daß bey der Kost kein Mensch sich halten kan.
 
 
Heinrich Mühlpfort