Männer brauchen Grenzen

Der überforderte Mann - oder: Warum Grenzen so wichtig sind

von Tina Teubner

© Tina Teubner
Der überforderte Mann
oder
Warum Grenzen so wichtig sind
 
 Zwischen seinen Wünschen und seinen Pflichten hin- und hergerissen fristet der heutige Mann ein erbärmliches Dasein: Er soll stark sein und erfolgreich, gebildet und sensibel, geheimnisvoll, offen, großzügig, reich, zufrieden und glücksfähig. Ja, mehr noch: Er soll seine Beziehungsfähigkeit unter Beweis stellen, indem er auch uns Frauen reich, zufrieden und glücklich macht. Wäre der Mann eine Frau, würde ihm das nicht schwerfallen, leider ist er es jedoch nicht. Deshalb reagiert der Mann mit typischen Überforderungssymptomen: Identitätsverlust, Depression, Bierbauch.  
Warum?  
Weil wir Frauen grundsätzlich etwas falsch machen: Wir versäumen es regelmäßig, dem Mann jene Grenzen aufzuzeigen, die seine kleine, noch unreife Seele braucht, um Orientierung zu finden.  
Der Mann ist von Natur aus schwach, will sich aber stark fühlen. Und das kann er nur, wenn es etwas gibt, woran er sich messen kann. Er braucht eine Grenze und das gute Gefühl, sie verschieben zu können. Ob er sie wirklich verschiebt, spielt dabei keine Rolle. Die Illusion reicht.  
Wie setzt man Grenzen? Solange Sie versuchen, den Mann mit Argumenten zu überzeugen, daß er dieses tun und jenes lassen soll, erreichen Sie das Gegenteil von dem, was Sie    eigentlich wollen. Anstatt sich auf Ihre Argumente einzulassen, wird er dichtmachen. Diskutieren ist immer der falsche Weg. Hier ist Handeln das Mittel der Wahl. Ziehen Sie Ihre Pläne durch. Letztlich ist Ihr Mann viel zu konfliktunfähig um zu widersprechen. Und solange Sie ihn in dem Glauben lassen, er sei selber darauf gekommen, wird er bei allem mitmachen und sich darüber hinaus noch gut dabei fühlen.  
Bereits nach kurzer Behandlung wird es Ihrem Mann besser gehen. Sie werden ihn als resoluten Charmeur erleben, als handlungsorientierten Fels in der Brandung. Getragen von Ihrer aufopferungsvollen, strengen Liebe wird er wieder erblühen und all das tun, was ihn einzigartig und unsterblich macht: Er wird am Samstag wieder enthusiastisch den Baumarkt leerkaufen und eines Tages wieder mit roten Rosen vor der Türe stehen - kurzum: Er wird womöglich der sein, in den Sie sich einst so leidenschaftlich verliebt haben.  
Daß er von nun an gelegentlich den Mund nicht ausschließlich öffnet, um geistige Getränke hinein-, sondern auch, um Widerworte hinauszulassen, müssen Sie in Kauf nehmen. Und letztlich sollte es Sie freuen: Denn wir alle wollen doch einen richtig starken Mann. Oder etwa nicht?   


© Tina Teubner
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