Die Hoffnung stirbt zuletzt

„Gestorben wird immer rechts“ – ein Hörspiel von Charles Lewinsky

von Frank Becker

Die Hoffnung stirbt zuletzt
 
„Gestorben wird immer rechts“
– ein Hörspiel von Charles Lewinsky
 
Der Untergang des Sprechtheaters hängt nicht nur in der nordrhein-westfälischen Großstadt Wuppertal wie ein Damoklesschwert über den Köpfen von Schauspielern, Dramaturgen, Bühnenbildnern, Technikern, Regisseuren, und nicht zuletzt auch der Autoren. Aber nehmen wir ruhig einmal Wuppertal als Beispiel. Dort gab es nach 1945 einst eines der besten Stadttheater Deutschlands mit großen Ensembles klangvoller Namen. Glanzvolle Inszenierungen zogen vor allem während der Intendanzen von Arno Wüstenhöfer und Holk Freytag ein zahlreiches Publikum von nah und fern in das in einem Wupperbogen auf einem Filetstück gelegene bildschöne, heute zwar denkmalgeschützte doch planvoll dem Verfall preisgegebene Schauspielhaus von Gerhard Graubner. Es wir eines Tages, nach dem Dornröschenschlaf, in dem es jetzt liegt, mit Zustimmung der Stadtpolitik den Baugelüsten irgend eines gierigen Investors zum Opfer fallen.
 
Womit wir beim Anlaß dieser Betrachtung sind, dem Hörbuch „Gestorben wird immer rechts“ von Charles Lewinsky, das von der Schweizer Radio- und Fernsehgesellschaft (SRG / SSR) und dem Christoph Merian Verlag produziert wurde. Das Stadttheater irgendwo, vielleicht in Wuppertal, soll geschlossen werden. Die Politik hat schon zugestimmt, die Vertreterin eines Investors kommt, um das Haus zu besichtigen – und trifft auf einen alten Mimen, der alles daransetzen wird, sein Theater zu retten, vor dem Abriß, Umbau oder was auch immer zu bewahren, es für das Schauspiel zu bewahren. Wolfram Berger spricht diesen Theo, der alle Register seiner Schauspielkunst zieht, um bei der Abgesandten ein Einlenken zu erwirken. Katharina von Bock spricht die Paula, die ebenbürtig auf einen starken Gegner trifft.
Denn auch sie hat, wie Theo bald merken wird, einige Pfeile im Köcher. Margret Nonhoff hat das ein gute Dreiviertelstunde dauernde Zweipersonenstück in sieben kurzen Kapiteln für das Hörbuch inszeniert und kann mit den Pfunden ihrer beiden Erzkomödianten wuchern, die das Theater und seine Seele herrlich vermitteln. Das verbale Ringen um Einsichten, das gegenseitige Belauern und der Schlagabtausch der Argumente, der Wechsel von Positionen und das Aufkommen von Sympathie ist fesselnd und höchst vergnüglich in Szene gesetzt und beschert dem Hörer, zumal wenn er Theaterfreund ist, großes Vergnügen. Sollte man sich nicht nur in Städten anhören, deren Theaterleben vor dem geplanten Kollaps steht.
 
„Gestorben wird immer rechts“ – ein Hörspiel von Charles Lewinsky
Ein Hörspiel von Charles Lewinsky
Mit Katharina von Bock und Wolfram Berger – Regie: Margret Nonhoff
© 2013 Schweizer Radio und Fernsehen / 2014 Christoph Merian Verlag
Gesamtzeit:  48:00
 
Weitere Informationen:  www.merianverlag.ch