Alte Schule Ronald Levin Carter wurde in diesem Jahr 70 Jahre alt. Der Kontrabassist mit der beeindruckenden musikalischen Biographie und Diskographie zeigt auf seinem jüngsten Album "Dear Miles" die hohe Kunst der alten Schule. Miles Davis gewidmet, in dessen Band er 1963 Paul Chambers ersetzt und dort bis 1968 den Stil des Quintetts mit geprägt hatte, beweist Ron Carter ein weiteres Mal seine in Hunderten, ja Tausenden von Schallplatten (er gehört zu den meistbeschäftigten Studio-Musikern seiner Zeit) belegte Klasse. Kaum ein großer Jazzer der Geschichte des 20. Jahrhunderts, mit dem er nicht gespielt hätte. Hier nun hat er ein neues Ensemble zusammengestellt, ein Quartett mit Stephen Scott am Klavier, in dessen eigenem Quartett Carter u.a. auf dem Album "Vision Quest" mitgewirkt hat, sowie Payton Crossley/Roger Squitero für den Rhythmus.Carter und Scott gehören zwei Musikergenerationen an, ergänzen sich jedoch vor der hervorragenden Rhythmus-Kulisse von Crossley und Squitero brillant zu einem völlig entspannten Duo der höchsten Liga. Ein einziger Titel des vor 16 Jahren gestorbenen Miles Davis wurde mit einer Verbeugung ins Album aufgenommen, ihm ansonsten die aus Klassikern von Gil Evans Hart/Rodgers, Morey/ Churchill, Washington/Young, Milt Jackson u.a. und zwei Stücken Carters zusammengestellte Sammlung von Jazz-Evergreens zu Füßen gelegt. Scott hat in bester Peterson-Manier aus "Bag´s Groove" ein Schmankerl gemacht, die Version des unsterblichen "My Funny Valentine" ist eine Perle im Dialog von Kontrabaß und Klavier geworden, und "Stella By Starlight" läßt den Baß Ron Carters singen, wie es nur den ganz Großen gelingt. Haben sie "Casablanca" gesehen? Natürlich haben sie. Nie werden sie ("Play it again, Sam...") "As Time Goes By" vergessen. Die Fassung von Carter und Scott gibt dem legendären Stück neue Dimensionen, in der Carter Seinen Baß unnachahmlich beinahe als eigenständige "Person" featured. Federleicht tanzen die Hände Scotts und Carters in "Bye Bye Blackbird" über Tasten und Saiten, kommen im abschließenden "595" Carters zu gediegener Ruhe. Das bißchen zuviel Geklimper Squiteros mit seinen Muschelschalen etc. stört zum Glück nur selten, da wäre weniger mehr gewesen. Ein feines Album, das seinen dauerhaften Platz in guten Plattensammlungen erobern wird. Carter hat wie u.a. Niels-Henning Ørsted Pedersen, Arild Andersen, Charlie Haden, Ray Brown oder Christian McBride dem Kontrabaß den ihm gebührenden Platz im Jazz zugewiesen. |
![]() Ron Carter Dear Miles Ron Carter - Kontrabaß Stephen Scott - Klavier Payton Crossley - Schlagzeug Roger Squitero - Percussion Produziert von Ron Carter (P) + © 2006/2007 Blue Note EMI Titel: 1. Gone 4:47 2. Seven Steps To Heaven 4:53 3. My Funny Valentine 8:03 4. Bag´s Groove 3:42 5. Someday My Price Will Come 6:44 6. Cut And Paste 4:35 7. Stella By Starlight 5:02 8. As Time Goes By 4:58 9. Bye Bye Blackbird 5:27 10. 595 4:36 Gesamtzeit: 52:59 Weitere Informationen unter: www.bluenote.com www.roncarter.net |