Romantischer Funkenflug und matte Farben

7. Wuppertaler Sinfoniekonzert vereint Werke von Mendelssohn und Bruckner

von Daniel Diekhans

Romantischer Funkenflug und matte Farben
 
7. Wuppertaler Sinfoniekonzert vereint Werke von Mendelssohn und Bruckner
 
Felix Mendelssohn Bartholdy, „Violinkonzert e-Moll“
Anton Bruckner, „Sinfonie Nr. 4 Es-Dur“
 

Mit Tobias Feldmann, Violine - Sinfonieorchester Wuppertal, Ltg. GMD Toshiyuki Kamioka
 
Sie sind beide Romantiker. Und dennoch liegen zwischen Felix Mendelssohn Bartholdy und Anton Bruckner Welten. Dem Wunderkind, dem mit 17 Jahren eine faszinierende Ouvertüre zu Shakespeares „Ein Sommernachtstraum“ gelang, steht der Kirchenmusiker gegenüber, der erst spät mit seinen Messen und Sinfonien in der Nachfolge Wagners Erfolge feiern konnte. Auf diesen Reiz der Gegensätze setzte das 7. Sinfoniekonzert der Wuppertaler Sinfoniker. Sein Programm kombinierte Mendelssohns Violinkonzert und Bruckners 4. Sinfonie, die „Romantische“ genannt. Eine vielversprechende Mischung. Zumal dem Orchester unter Leitung von Toshiyuki Kamioka mit Tobias Feldmann ein hervorragender Solist zur Verfügung stand.
 
Tatsächlich aber war das 7. Sinfoniekonzert der Saison nur ein halbes Vergnügen. Ähnlich wie die „Sommernachtstraum“-Ouvertüre atmet Mendelssohns Violinkonzert den Geist Shakespeares. Für den Geiger Ferdinand David schrieb der Komponist 1844 ein filigranes Werk, bei dem sich Humor und Tiefe der Empfindung glücklich verbinden. Frisch ging der 22-jährige Tobias Feldmann ans Werk. Mit durchdringend klaren Läufen stellte er das Hauptthema des Kopfsatzes vor, das Streicher und Bläser abwechselnd aufgreifen und fortspinnen. Der romantische Funke, den Feldmanns Spiel entzündete, sprang direkt auf den Hörer über. Souverän und nuancenreich gestaltete er die Solokadenz der Durchführung. Nach diesem ernsten Monolog setzte die Violine im zweiten Satz den spannenden Dialog mit dem Orchester fort. Schließlich siegt die Lebensfreude über den Schmerz des Auftakts. Angespornt von Feldmanns agilem Spiel, ließen die Wuppertaler Sinfoniker am Ende noch einmal die Funken sprühen und wurden vom Publikum gebührend gefeiert.
 
Dieses hohe Niveau hielt das Ensemble nach dem Abgang des Solisten leider nicht. Hatte Dirigent Kamioka beim Violinkonzert leichtes Spiel, mußte er bei Bruckners Vierter wiederholt um mehr Einsatz bitten. Das Orchester bemühte sich. Im ersten Satz jedoch agierten die Streicher zu zaghaft. Die Bläserfanfaren glänzten nur matt. Das sangliche „Andante“ wurde akkurat ausgeführt. Aber von der Wärme der menschlichen Stimme war man weit entfernt. Am besten gelang noch der dritte Satz. Durch imaginäre Naturkulissen drangen Hörnerklänge, bevor die Musiker mit vereinten Kräften zum Bauerntanz aufspielten. Das triumphale Finale, das laut Bruckner ein „Volksfest“ evozieren soll, ließ keine rechte Stimmung aufkommen. Brav applaudierten die Zuhörer. Insgesamt jedoch sorgte das 7. Sinfoniekonzert, das an diesem Montagabend live vom WDR-Radio ausgestrahlt wurde, für eher gemischte Gefühle.
 
Weitere Informationen unter: www.sinfonieorchester-wuppertal.de