Zur See!

Jann M. Witt – „Eroberer der Meere“

von Robert Sernatini

Der ewige Traum von der Ferne
 
Jann M. Witt porträtiert Entdecker, Konstrukteure,
Händler und Kriegshelden der Geschichte der Seefahrt.
 
Mal ehrlich, wenn Sie ein Mann sind und einst ein Junge waren: haben Sie nicht auch irgendwann vom Abenteuer Seefahrt, von Entdeckungsreisen, exotischen Ländern und von magischen Hafenstädten wie Batavia und Hongkong, Rio de Janeiro und Shanghai geträumt? Die Seemannsromantik der christlichen Seefahrt, durch spannende Bücher und besonders in den 50er und 60er Jahren durch Sehnsuchts-Schlager und knallbunte Spielfilme befeuert, versprach jungen Männern aufregende Reisen, den Blick in die Welt und vielen dadurch auch die Befreiung von bürgerlichen Zwängen.
Wichtigste treibende Kräfte für jene, die zur See, über die Meere segeln wollten und es auch umsetzten, waren von jeher zum einen die Entdeckerfreude, die Suche nach neuen Horizonten, zum anderen die Suche nach Gewinn versprechenden Handelswegen. Leider ging und geht das bis heute stets aber auch immer Hand in Hand mit hegemonialen Expansionsgelüsten, um Machtgewinn, Landraub und Kolonialisierung. Von Europa aus wurde per Schiff die Welt erobert und aufgeteilt, Kriege der Seemächte gegeneinander und fremde souveräne Staaten angezettelt. Das Militär hat es stets verstanden, zivile technische, nautische und kommunikative Errungenschaften für seine unfriedlichen Zwecke einzusetzen.
 
Jann M. Witt erzählt in seinem Buch „Eroberer der Meere“ in kompakten, überschaubaren Kapiteln von allen Aspekten der Seefahrt, von Themistokles und Pytheas bis Wilhelm Canaris. Er rollt die Geschichte des Schiffsbaus und die der der Seekriege von der Antike über Trafalgar bis Pearl Harbour und zur Versenkung der „Bismarck“ auf, läßt an den Entdeckungsfahrten und Raubzügen der Wikinger und Vitalienbrüder teilnehmen, berichtet von legendären Kapitänen wie Andrea Doria, Christoph Kolumbus, James Cook und William Bligh. Besonders faszinierend ist die Geschichte des chinesischen Admirals Zheng He deshalb, weil er im 15. Jahrhundert jahrzehntlang mit gigantischen Flotten von über 300 zum Teil riesigen Schiffen die asiatische Welt bis an die Küsten Afrikas bereiste, um Handel zu treiben und Kontakte zu knüpfen, ohne jemals Eroberungs- oder Kriegspläne zu verfolgen. Da waren die europäischen Seemächte Portugal, Spanien, England und Holland aus anderem Holz. Wo sie hinkamen, floß Blut und wurde geraubt und versklavt. Wer die wirklich zivilisierte Seefahrtnation war, mag sich da jeder selber ausrechnen.
Eine Vielzahl von zum Teil farbigen Illustrationen begleitet dieses leicht zu lesende, gleichermaßen informative wie unterhaltsame Buch. Spannend für jeden Freund der Seefahrt-Geschichte und sicher auch ein schönes Geschenk.
 
Jann M. Witt – „Eroberer der Meere“
Krieger, Händler und Entdecker von der Antike bis heute

© 2014 Theiss Verlag, 1. Auflage 192 Seiten, geb. mit Schutzumschlag, rund 100 farbige Abbildungen und 10 Karten. 22 x 29 cm  -  ISBN 978-3-8062-2597-6
39,95 €
 
Weitere Informationen:  www.theiss.de