Rhein und wahr

Aus dem Tagebuch

von Erwin Grosche

Foto © Frank Becker
Fälle für Spezialisten
und Hinweise zum Sprachgefühl


15. Dezember: Der Brillenladen warb mit dem Slogan „Wir lieben Brillen“. Wobei das Wort „Lieben“ durch ein rotes Herz ersetzt worden war. Ich war entsetzt. Man liebt doch Frauen, Männer, Kinder, Menschen, Tiere, Autos und Fußballvereine, aber Brillen? Vielleicht wäre diese Leidenschaft doch ein Grund einen Spezialisten aufzusuchen.
 
16. Dezember: Früher haben mich alle Menschen nicht für klein gehalten, weil sie dachten, ich wachse noch. „Ich küß den Frosch, tagein, tagaus, und trotzdem wird kein Prinz daraus“.
 
18. Dezember: Ein Kind stand auf dem Bürgersteig und hielt die Hände weit ausgestreckt. Es hatte einen Schlitten dabei, obwohl kein Schnee lag. Plötzlich fing es an zu singen: „1000 kleine Flocken fallen/ Wolken sind verschoben/ knallen auf den Kopf von allen/ kommen von weit oben!“ Ob es dann an zu schneien fing, weiß ich nicht, weil ich auf dem Weg zu meinem Vertragshändler war, der meinen Wagen mit Winterreifen bestücken sollte.
 
20. Dezember: Über den richtigen sprachlichen Umgang mit Essig.
Regel 1: Wenn man Essig sagt, sollte man immer gleich das Gesicht verziehen.

21. Dezember: Der Mann ging auf dem Fahrradweg. Er dachte wahrscheinlich, daß er ein Fahrrad sei, auch weil er „Klingeling“ machte, als er mich überholte.



© 2013 Erwin Grosche für die Musenblätter
Redaktion: Frank Becker