Darf man über „Mein Kampf“ lachen?
Bereits seit zehn Jahren bereist Serdar Somuncu mit Adolf Hiltlers "Mein Kampf" im Gepäck Europa, bietet seine bitterbös satirische Lesung in mehreren Sprachen an – und hat Erfolg mit dieser Geschichtsstunde der besonderen Art. Die Zahl seiner Auftritte, mittlerweile auch mit Lesungen zu Joseph Goebbels: "Wollt ihr den totalen Krieg?", geht in die Tausende. Der jetzt 38-jährige ist in Istanbul geboren, kam 1970 nach Deutschland und wuchs in Neuss auf. Nach dem Abitur studierte er Musik (in Wuppertal) und Schauspiel/Regie (in Maastricht). Seit 1988 unterhält er in Neuss ein eigenes Theater, das "Kammerensemble Neuss". Den Schauspieler Somuncu interessierte die Figur Adolf Hitler, der Füher-"Darsteller". Die Verbindung zu "Mein Kampf" liegt auf der Hand. Wohl niemand hat das Buch, das 1943 in 9.190.000 Exemplaren vorlag, so gründlich gelesen wie er. Die Statistik weiß, daß nur 0,002 % der Besitzer das Werk des "GröFaZ" überhaupt gelesen haben, obwohl es anno Schickelgruber jedem Abiturienten und jedem Hochzeitspaar aufgedrängt wurde. Nach den 2. Weltkrieg verbrannt, vergraben und versteckt erlebt es mit dem neuen Jahrtausend eine beängstigende Renaissance – im Ausland, notabene: weltweit beträgt die Auflage, u.a. in englischer, hebräischer, kirkisischer und holländischer Sprache mehr als 60 Millionen Exemplare. In der Türkei ist es umgerechnet für etwa einen Euro zu haben. Hierzulande ist das Buch verboten – das Gesetz und das Finanzministerium des Freistaats Bayern als Rechtsnachfolger des Franz Eher Verlages untersagen die Verbreitung des 1923 in der Festungshaft zu Landsberg/Lech entstandenen Machwerks. Somuncu zitiert Textstellen, die er satirisch angemessen überhöht und so in ihrer Dummheit und Gefährlichkeit entlarvt. Er gibt das wirre Geschreibsel der gebotenen Lächerlichkeit preis und zeigt sich in der Präsentation der Pornographie dieser Schmierage, zusammengekocht aus Darwin, Rosenberg, Clausewitz und Chamberlain als ein Moralist von hoher Güte und bissigem Humor. |
Cover-Foto: mutpress, Philip Böll Mein Kampf Serdar Somuncu liest aus dem Tagebuch eines Massenmörders Produktion Patrick Simon im Auftrag von WortArt Titel: 1. Drei Fragen 2. Im Elternhaus 3. Der Arier als Kulturbegründer 4. Wiener Lehr- und Leidensjahre 5. Die Judenfrage 6. Volk und Rasse 7. Die deutsche Arbeiterpartei Gesamtzeit: 1:14:35 Weitere Informationen unter: www.wortart.de www.somuncu.de www.luebbe-audio.de |