Nordische Literaturtage - vom 25. bis 28. November 2013 im Literaturhaus Hamburg

Norddeutsche Notizen

von Andreas Greve

Andreas Greve - Foto © Weychardt
 
NORDISCHE LITERATUR TAGE
vom 25. bis 28. November 2013 im Literaturhaus Hamburg
 
Norddeutsche Notizen
von Andreas Greve



Die Norddeutschen Notizen begnügen sich im Falle NLT weitgehend mit der Wiedergabe von Noch-nicht-Erlebtem. Der Kulturkorrespondent wird zwar heute Abend zu Füßen des verehrten Per Olov Enquist sitzen, aber die ganze Wahrheit über NLT – die Nordischen Literaturtage in Hamburg kommt jetzt hier im beherzten copy-and-paste:
 
…„kommende Woche spricht man am Schwanenwik wieder dänisch, finnisch, isländisch, norwegisch und schwedisch. So pflegt das Literaturhaus Hamburg eine Tradition, die älter ist als es selbst: Seit 1986 finden in Hamburg alle zwei Jahre die Nordischen Literaturtage statt. In diesem Jahr erhellen literarische Nordlichter bereits zum 14. Mal das herbstliche Hamburg und importieren fein ausgewählte Gegenwartsliteratur aus dem Norden in die Hansestadt.

Einige dieser Nordlichter sind längst zu Fixsternen über der literarischen Landschaft in Deutschland geworden, zum Beispiel Per Olov Enquist, Kjell Westö und Lars Saabye Christensen, die ihre neuen Romane vorstellen. Andere Sterne werden aus Hamburger Perspektive gerade neu oder wieder entdeckt, wie Rosa Liksom aus Finnland, die Dänen Jonas T. Bengtsson und Anna Grue sowie aus Norwegen Espen Haavardsholm und Gabi Gleichmann. Island ist mit Audur Jónsdóttir vertreten und Schweden mit Maria Ernestam. 20 Jahre nach seinem Welterfolg »Sofies Welt« hat Jostein Gaarder ein neues Buch über ein junges Mädchen geschrieben, das die Welt verändern möchte: Mit »Noras Welt« ist der Norweger erstmals bei den Nordischen Literaturtagen zu Gast.“
Zwar war ich seinerzeit stolzer Besitzer von „Sofies Welt“ und fand den Ansatz und die Grundidee gut, konnte mich aber nie mit dem Tonfall des Textes und dem Konstruierten der „Geschichte“ anfreunden. Ich legte das Ding nach etlichen Anläufen endgültig weg.
Ganz anders Per Olov Enquist, den ich stattdessen manchmal nicht ganz verstand, der aber beherzt sein Leben in seine Autorenschaft geworfen hatte, bis aus dem traumatisierten, vaterlosen Nordschweden, der in pietistischer Ödnis aufwuchs, und dem - sehr viel später - im Alkohol fast ertrunkenem Autor und Journalisten – 15 Jahre in Kopenhagen mit einer Dänin verheiratet - letztlich ein lebensmilder, gnädiger alter Herr geworden ist, der seinen Enkeln leichtsinnige Abenteuer erzählt: „Großvater und die Wölfe“. Eine befreundete Schauspielerin lieh mir vor ein Jahren ihr von vorne bis hinten komplett angestrichenes Exemplar von „Kapitän Nemos Bibliothek“ Die Gute wird Montag gewiß ins Literaturhaus wallfahrten.

Per Olov Enquist - Foto: Veranstalter

Mein erster Enquist war, ja, welcher war es nun eigentlich…? Das Buch war allerdings auf Dänisch… Mhhm. Hier ein paar Enquist-Titel zur Aktivierung des literarischen Gedächtnisses: „Die Nacht der Tribaden“ (ein weltweit erfolgreiches Theaterstück), „Auszug der Musikanten“, „Lewis Reise“, „Der Besuch des Leibarztes“ (das war´s übrigens!), „Kapitän Nemos Bibliothek“ und einige weitere Titel.
Nun also sein letztes Buch:
 
25. 11. Per Olov Enquist
liest aus »Das Buch der Gleichnisse. Ein Liebesroman«
 
Ausgangspunkt für »Das Buch der Gleichnisse« (Hanser; Übersetzung: Wolfgang Butt) des schwedischen Romanciers Per Olov Enquist ist ein verbrannter Notizblock. Neun Seiten fehlen. Einst schrieb der früh verstorbene Vater darauf seine Liebesschwüre an die Mutter – in Gedichtform. Nach seinem Tod warf die junge Frau den Block ins Feuer, um ihn gleich darauf mit bloßer Hand herauszufischen. Erst Jahrzehnte später gelangt »das Kind – jetzt im Jahr 2011 beinahe grotesk runzelig, uralt, aber lebendig unter der abstoßenden Hautoberfläche« in den Besitz der Notizen, die den Mythos der eigenen Existenz ausmachen. Was stand auf den neun fehlenden Seiten? Ausgehend von dieser beinahe verlorenen Literatur, von diesem unterdrückten Liebesbeweis, entwickelt Enquist eine sehr persönliche Reflexion über die Verstrickungen der Liebe, über die Bedeutung von Gefühl im eigenen und im Leben derer,die ihn geprägt haben.
Mit einer einerseits intimen, andererseits welthaltigen Sprache beschreibt der 1934 geborene Enquist auch, wie der Schriftsteller in ihm heranwuchs. Ein großer, kleiner Roman – ein Liebesroman.
 
Aufgabe solcher Literaturtage ist es aber nicht nur, die großen Namen an einen Ort zu locken, sondern auch würdige Nachfolger für sie. In meinem Falle: Einige mir absolut unbekannte Autoren. Müßte ich auch hier entscheiden, würde ich dieses Jahr allerdings zu den restlichen Norwegern neigen: Esben Haavardsholm und Gabi Gleichmann am Mittwoch. Und dem ungleich bekannteren Lars Saabye Christensen mit seinem Roman „Der Sommer, in dem meine Mutter zum Mond fliegen wollte“ am Donnerstag.
 
Aber schauen Sie selbst:
 
 
God fornojelse!