Schaufensterkultur

Ruth K. Scheel - „Schaufensterkultur“ - Inszenierte Warenwelt in Basel

von Frank Becker

Foto: Hans Bertolf, 1963
Schaufensterkultur
 
Von Waren und Menschen - die Geschichte der Schaufensterdekoration am Beispiel Basels
 
Das Schaufenster ist seit jeher oder soll es jedenfalls sein, eine das Auge ansprechende Inszenierung mit dem Ziel, dem Passanten anzuhalten, seinen Blick zu fesseln und sein Interesse für die ausgestellten Waren zu wecken.
Die diplomierte Designerin Ruth K. Scheel, Hochschul-Dozentin für Gestaltung und Kunst in Basel hat sich des Themas am Beispiel ihrer Stadt angenommen, mit Hilfe von sechs Co-Autorinnen und Autoren und umfangreicher Recherche in öffentlichen wie privaten Archiven eine Fülle von Bild- und Hintergrund-Material zusammengestellt und in einer Ausstellung im Klingentalmuseum Basel präsentiert.

Das Buch untersucht am Beispiel der Stadt Basel die Bedeutung des Schaufensters für das urbane Umfeld einer Wohnstadt und für das gezielt beeinflußte Konsumverhalten. Mit reichem Bildmaterial wird gezeigt, wie sich Häuser- und Ladenfronten, Warenangebote von der offenen Auslage vor der Ladenfront bis zur professionellen Gestaltung durch Dekorateure  im Laufe von rund 100 Jahren verändert haben. Einen wesentlichen Einfluß auf die Entwicklung nahm die Schaffung eines neuen Ausbildungs-Berufs, des Schaufenster-Dekorateurs. Kreativität, modernes Design, Originalität und Raum- sowie Schriftgestaltung vereinen sich in dieser Profession, ohne die heutzutage der Einzelhandel nicht mehr denkbar ist.
 
Nun ist Basel zwar nicht der Nabel der Welt und man möchte annehmen, dass Städte wie Berlin, Wien, Paris oder Zürich eher als Beispiel für die Kultur der Schaufensterpräsentation taugen könnten – aber weit gefehlt. Ruth K. Scheel ist es gelungen, den umfangreichen begleitenden Katalog zur Ausstellung zu einem beeindruckenden Dokument nicht nur der Entwicklung der Schaufenster-Welt Basels durch die Jahrzehnte, sondern anhand der gestalteten Warenwelt darüber hinaus zu einem allgemeingültigen Blick in die abendländische Kulturgeschichte vom Ende des 19. Jahrhunderts bis heute zu machen. Wer sich also für den Wandel in Handel, Mode, Zeitgeschmack und Design im 20. Jahrhundert interessiert, findet hier eine sprudelnde

Foto: Hans Bertolf, 1962
Quelle. Entstanden ist damit aber auch eine aufschlußreiche Gesellschafts-, Architektur- und Stadtgeschichte Basels, was das Buch auch für eine zweite Gruppe von Lesern interessant macht: die Heimathistoriker und auch eine dritte anspricht: die Nostalgiker. In diesem Buch zu blättern und zu sehen, wie es „damals“ war, verursacht ein angenehmes Gefühl. Auch wenn man nicht aus Basel stammt.
 
 
Ruth K. Scheel -  „Schaufensterkultur“ - Inszenierte Warenwelt in Basel
2013 Christoph Merian Verlag / Stiftung Pro Klingentalmuseum Basel (Hg.)
200 Seiten, gebunden mit Fadenheftung, 17 x 24 cm, 118 teils farbige Abbildungen, mit Beiträgen von Mathias Remmele, Dorothee Huber, Ulrike Jehle-Schulte Strathaus, Pamela C. Scorzin, Claude Enderle und Nadja Elia-Borer
ISBN: 978-3-85616-589-5
CHF 34.00 / € 28.00
 
Weitere Informationen: www.merianverlag.ch/