Theater Bonn - 2003 bis 2013

Die Ära Klaus Weise in einer bildreich beeindruckenden Dokumentation

von Peter Bilsing/Red.

Aus einem Totenhaus - Foto © Thilo Beu

Theater Bonn - 2003 bis 2013
 
Die Ära Klaus Weise in einer bildreich beeindruckenden Dokumentation
 
Klaus Weise gab der Bonner Oper ein unverwechselbares Profil und so wurde das Haus vom größten deutschsprachigen Online-Opernportal „DER OPERNFREUND“ bei den Kritiker-Umfragen in den letzten Jahren fast immer auf Platz eins oder zwei der NRW-Opernhäuser-Rangliste gewählt. Herausgeber Peter Bilsing:
 
„Die Kernqualitäten in der Weise-Ära waren:
- qualitatives, spannendes und lebendiges Musiktheater
- grandiose und beeindruckende Sängerdarsteller, die alles gaben*
- abwechslungsreiches Repertoire mit vielen Raritäten bzw. Ausgrabungen
- ein Orchester, das oft, unfassbar über sich hinauswuchs
- Dirigenten, die den Begriff „Weltklasse“ wirklich mit ergreifendem Inhalt füllten
- unvergeßliche Opernabende, die in Erinnerung bleiben
 
*ich werde nie vergessen, wie die unvergleichliche Irina Oknina bei der Katja-Kabanova-Premiere am 2. Mai 2010 im Finale von einem Förderband direkt an der Bühnenrampe ins real tiefe Wasser stürzt und nicht mehr auftaucht. Die anschließende Bergung ihrer Wasserleiche läßt mich noch immer schaudern. Puh!
 

Die Fledermaus - Foto © Thilo Beu

Ich persönlich würde sogar noch weiter gehen und die Bonner Oper neben Frankfurt, Stuttgart, München und Essen unter die Top Five der Deutschen Musiktheaterlandschaft zählen - insbesondere, wenn man den Spardruck und die politischen Umstände, über die wir ja umfassend berichtet haben, hier mit einbezieht.
Die Geschichte der Bonner Oper in den letzten Jahrzehnten hat Kollege Ulrich Bumann in diesem Buch am Anfang schön und treffend zusammengefasst:
Als Klaus Weise 2003 als Generalintendant nach Bonn kam, hatte die Oper einiges mitgemacht. Unter Jean-Claude Riber und dessen Nachfolger Giancarlo del Monaco war die Oper vom Schauspiel separiert , ehe 1997 Manfred Beilharz vom Schauspielintendanten zum Generalinendanten wurde und Oper & Schauspiel wieder unter einem gemeinsamen künstlerischen Dach vereinte. Speziell Riber ging einen sehr eigenen Weg, der darauf zielte dem Publikum die besten (und teuersten) Stimmen der Opernwelt zu präsentieren; die Inszenierungen hielten sich dafür mitunter im Rahmen dessen, was man überall präsenten Weltstars zumuten mochte. Die griffige Formulierung der „Scala am Rhein“ machte die Runde. Möglich war das nur, weil Riber für seine hauptstädtisch angelegte Repräsentieroper auf üppige Bundeszuschüsse zurückgreifen konnte. Als es mit dem Bonner Hauptstadtprovisorium vorbei war, stand jede Diskussion um die Zukunft des Bonner Theaters unter dem Stichwort sparen. In der Tat: der Weg zurück vom Luxusangebot mit Weltstadtflair zum solide positionierten kommunalem Haus war ein Weg der finanziellen Einschränkungen.
Keiner Bühne in Deutschland wurde je ein ähnlich hohes Sparvolumen verordnet, wobei sich die Stadt durchaus tapfer engagierte, die fehlenden Gelder des Bundes zumindest zum Teil aus der eigenen kommunalen Tasche zu ersetzen. Gleichwohl: Manfred Beilharz zog 2002 seine persönlichen Konsequenzen aus dem unablässigem Spardiktat; elf Jahre später tut Klaus Weise dasselbe, er findet die von der Stadt vorgesehene Zuschußreduzierung für das Theater „desaströs“.
 
Das waren wirklich zehn tolle Jahre, die wir von der OPERNFREUND-Redaktion nicht missen möchten. Klaus Weise hat sich um die Bonner Oper mehr als verdient gemacht und viele Musiktheater-Produktionen wurden nicht nur überregional, sondern auch international beachtet.
Der Almanach über diese große Ära ist nicht nur eine wunderbare Lektüre der Erinnerung, sondern ein wahres Opernbilderbuch - Impressionen aus dem Zauberkasten einer großen Theaterbühne.
 
Das Buch im Großformat und gebunden (300 Seiten) wird für 18 Euro praktisch zum Selbstkostenpreis verkauft. Zugreifen!
85 Prozent der Seiten sind farbige Produktionsbilder - Stars der Publikation sind die Aufnahmen, mit denen die Theaterfotografen Thilo Beu und Lilian Szokody die Inszenierungen in der Ära Weise für die Nachwelt konserviert haben: Das ist Bilder-Poesie vom Feinsten. Als Erinnerung und zur Illustration habe ich einige Opern-Produktionen der jeweiligen Saison herausgesucht - Opern, die mich persönlich sehr beeindruckt haben - Bilder, die Bände sprechen - gefühlvoll eingefangen vom großen Theaterfotografen Thilo Beu
Die Chronik „Theater Bonn 2003 bis 2013“ kostet 18 Euro und wird an den Theaterkassen in der Windeckstraße 1 und in den Kammerspielen Bad Godesberg verkauft.“


Hoffmanns Erzählungen - Foto © Thilo Beu
 

 Dieser Artikel wurde mit freundlicher Erlaubnis aus "Der Opernfreund" übernommen.