Ein Museum für Ernst Ludwig Kirchner Sommerreise 2013 nach Davos
Davos im Sommer ist ohne Glamour und Glanz – Banken und immer wieder Banken prägen das Straßenbild an der langgezogenen „Promenade“, der Hauptstraße durch die Graubündener Stadt. Dazwischen Nobelherbergen und Sporthotels, die winters die Reichen und Schönen und die „Fans der Pisten“ beherbergen. Im Gegensatz zum heiteren Flair des Südtiroler Meran ist das fast völlige Fehlen von Straßencafés auffällig. Dafür wurden die Reisenden aus dem Rheinland mit einem zünftigen Volksfest auf der abgesperrten Promenade mit Alphornbläsern und Trachten-,Jodler- und Musikgruppen aus dem Graubündener Land entschädigt. Daß die Bratwurst 7 CHF (also rd. 6 €) und das Bier oder der kleine Rote 8 CHF an den Imbißständen kosteten, sei nur nebenbei erwähnt.
Ziel der Sommerreise vom sommerlich-heiteren Meran aus über Reschenpass und Flüela-Paß vorbei an der Schneegrenze von 2400 Metern in diesen Teil der Schweizer Bergwelt waren weder die
Seelisch und körperlich angegriffen, stürzten Kirchner die Entfernung seiner Bilder aus den Museen des Deutschen Reichs durch die Nazis und die verunglimpfende Präsentation in der Ausstellung „Entartete Kunst“ 1937 in eine tiefe Krise. Er sah 1938 nur im Freitod einen Ausweg. Sein Grab und das seiner langjährigen Gefährtin Erna Schilling (gest. 1945) befinden sich auf dem Davoser Waldfriedhof, nicht weit vom Haus „Auf dem Waldboden“, wo beide jahrelang gelebt hatten. Gleich neben den beiden Gräbern fand auch Ketterer, der Bewahrer und Pfleger des Kirchner Nachlasses, seine letzte Ruhestätte. Im Museum wird über Leben und Werk ein einfühlsamer Film gezeigt, der die Präsentation seiner Werke sinnreich unterstützt. Der Film ist auch als DVD im Museumsshop für 32 CHF erhältlich.
Noch bis zum 17. November zeigt das Museum zwei Sonderausstellungen: „Kirchners Bogenschützen /kunstgeschichtliche Reflexionen“. Kirchner hat sich schon seit seinen Moritzburger Jahren nach 1905 bis in die Zeit um die Mitte der 30er Jahre mit dem Bogenschießen sportlich und künstlerisch befaßt. In diesen Jahren betrieb er auch „Beleuchtungsstudien und interessierte sich für Schattenphänomene“. Eines der Hauptwerke dieser Jahre ist „Bogenschützen“ von 1935/37. „Seine Malerei ...zeigt ein höchst reizvolles Spiel mit der Vervielfältigung menschlicher Figuren durch farbige Lichtkegel und Schlagschatten.“ Dieses Spätwerk Kirchners wird in der aktuellen Ausstellung in den Dialog mit Bewegungsabläufen und „dem spielerischen Umgang mit den Schattenproblemen“ in den Werken anderer Künstler gestellt.
Und die zweite zur Zeit gezeigte Ausstellung ist dem 1973 geborenen Dänen Ebbe Stubb Wittrup gewidmet. Der Fotokünstler, dessen Arbeiten sich zwischen Film, Skulptur, Text und Installation bewegen, zeigt die fotografische Serie „Presumed Reality“, ein Spiel mit „Farben, Formen, Licht und Schatten“ anhand von alten Fotografien von Bergtouren aus Norwegen und der Schweiz der 1950er Jahre – ohne Rücksicht auf das Dargestellte.
Der Autor dieser „Sommerreise nach Davos“ hat Frau Astrid Heinrich, PR-Chefin des Kirchner Museums, zu danken, die Zeit für ein Gespräch über das Haus und die Sammlung gefunden hat und Text- und Fotomaterial zu den aktuellen Ausstellungen sowie ein wunderbares Panorama-Foto des Museums für die Veröffentlichung in den Musenblättern zur Verfügung stellte.
Kirchner Museum Davos
Ernst-Ludwig-Kirchner-Platz - CH- 7270 Davos
Telefon +41 (0) 81 410 63 00
Eintrittspreise: Erwachsene 12 CHF, Rentner 10 CHF, Kinder, Studenten, Lehrlinge 5 CHF
Öffnungszeiten: Dienstag - Sonntag, Montag geschlossen; Weihnachten bis Ostern und Juli bis September 10 -18 Uhr / übrige Zeit: 14 -18 Uhr
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