Aktuelles aus der Kultur

Die Kolumne

von Andreas Rehnolt

Foto © Frank Becker
Aktuelles aus der Kultur

Für die Musenblätter zusammengestellt
von Andreas Rehnolt



 
Buch und Internet-Auftritt mit Erinnerungen jüdischer Zuwanderer
 
Köln - Auf Initiative der Synagogen Gemeinde Köln und der Landesverbände der Jüdischen Gemeinden von Nordrhein und Westfalen-Lippe ist jetzt das Projekt "Lebenswege und Jahrhundertgeschichten" realisiert worden. Dazu hat das NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln 40 Menschen der Jahrgänge 1914 bis 1938 interviewt, die als jüdische Zuwanderer aus der ehemaligen UdSSR nach Nordrhein-Westfalen gekommen sind, teilte die Stadt Köln am Donnerstag mit. Daraus entstanden ein Buch sowie ein Internetauftritt.
Die Zuwanderer erzählten vor der Kamera ihre Lebensgeschichten. Von den Zeiten nach der Russischen Revolution bis zu den Erfahrungen in Deutschland heute. Die Erinnerungen der Zeitzeuginnen und Zeitzeugen sind geprägt von persönlichem Leid. Sie geben unmittelbar Einblick in die Verbrechen des NS-Regimes und die Erfahrung des Krieges. Sie zeigen die Ausgrenzung im Sowjetregime und die ständige Konfrontation mit Antisemitismus.
Die Erinnerungen vermitteln aber auch individuelle Lebenswege und persönliche Blickwinkel, handeln vom "glücklichen Überleben" und Selbstbehauptung, der Notwendigkeit des Neuanfangs und der Bereitschaft, noch im Alter einen neuen Lebensabschnitt in Deutschland zu beginnen. Die Lebensgeschichten stellen nicht nur einen wichtigen Bei-trag zur jüdischen Geschichte dar, sondern zur Geschichte eines ganzen Jahrhunderts.
Das Buch enthält Interviews, ausgewählte Fotos und Dokumente sowie fotografische Porträts der jüdischen Zuwanderer sowie historische Hintergrundinformationen zu den Lebensgeschichten. Um ein breiteres und jüngeres Publikum anzusprechen, wurde darüber hinaus auch eine Internetauftritt eingerichtet. Er präsentiert die für das Projekt geführten Videointerviews und zeigt die Erzählungen der Zeitzeugen in ihrer ganzen Komplexität – mit insgesamt über 50 Stunden Filmmaterial.
Seit Beginn der 1990er Jahre haben über 200.000 Menschen jüdischer Herkunft die frühere Sowjetunion verlassen, um nach Deutschland einzuwandern. Zehntausende kamen nach Nordrhein-Westfalen und belebten auf unverhoffte Weise die jüdischen Gemeinden. Vor allem die älteren jüdischen Zuwanderer brachten vielfältige Erinnerungen und historische Erfahrungen mit nach Deutschland. Sie waren im sowjetischen Regime aufgewachsen, haben unter dem Stalinismus gelitten – und sie überlebten mit Glück den Krieg und den nationalsozialistischen Völkermord.
Beides – Buch und Internet – sind in deutscher und russischer Sprache gehalten. So sollen möglichst viele Menschen in den Herkunftsländern und dem heutigen Lebensumfeld der Zeitzeugen von ihren Geschichten erfahren.
 
 
 
Umfangreiche Kriegssammlung aus 1. Weltkrieg in Wuppertal-Elberfeld wiederentdeckt
 
Wuppertal - In der Stadtbibliothek von Wuppertal-Elberfeld ist eine umfangreiche Kriegssammlung aus dem 1. Weltkrieg wiederentdeckt worden. Insgesamt 27 Kartons mit Soldatenzeitungen, Feldpostbriefen, Fotografien, Lebensmittelkarten, Büchern und sonstigen Gegenständen, die in Bezug zum damaligen Kriegsgeschehen standen, wurden gefunden, teilte ein Sprecher der Stadtverwaltung am Freitag mit.
Mit einer Anfrage der Arbeitsgemeinschaft der Regionalbibliotheken nach dem Verbleib der "Elberfelder Kriegssammlung" begann die Suche nach einer Sammlung, die wie in vielen anderen deutschen Städten in der Zeit des 1. Weltkriegs in Elberfeld zusammengetragen wurde. Ziel der damaligen Sammlungen war es, eine Zeit, die als Wendepunkt erkannt wurde, umfassend zu dokumentieren. 
Die Sammlung umfasste damals Kriegsliteratur, Zeitschriften, Feldzeitungen, Gefangenenlagerzeitungen, "Maueranschläge" und politische Flugschriften aus Belgien sowie Veröffentlichungen von Behörden. Außerdem gehörten Fotografien, Postkarten und Kriegsandenken zur Sammlung, von Tagebüchern und Briefen wurden Abschriften erstellt. Mit der Sammlung der Materialien hatte man in Elberfeld bereits 1915 begonnen. Auf Anregung des damaligen Oberbürgermeisters Funck wurde bei der Stadtbibliothek die Geschäftsstelle der Kriegsnachrichtensammelstelle eingerichtet.
Die wiedergefundene Sammlung in Wuppertal umfasst 27 Kartons, überwiegend Soldaten- und Lagerzeitungen, die nur zum Teil regionalen Bezug haben. Die Inhalte der Kartons wurden erfasst und gehen in das Projekt „Buddecke digital“ ein, das den Erhaltungs- und Erschließungszustand der Kriegssammlungen dokumentieren und der Forschung zugänglich machen wird. Am Freitag (kommender) Woche wird die Sammlung in Wuppertal vorgestellt.
 
 
NRW-Kulturministerin Schäfer lobt Auftakt der Ruhrtriennale 2013 als "fulminant"
 
Essen - NRW-Kulturministerin Ute Schäfer (SPD) hat am Freitag zum Auftakt des Kulturfestivals Ruhrtriennale 2013 drei Ausstellungen auf der Zeche Zollverein eröffnet. Dabei lobte sie den Start des international renommierten Festivals als "fulminant". In der Mischanlage präsentiert der Videokünstler Douglas Gordon "Silence, Exile, Deceit", eine Arbeit, die er eigens für die Mischanlage geschaffen hat. Am ehemaligen Schacht XII ist eine Installation des Londoner Studios Andom speziell für diesen Ort entstanden. Am ehemaligen Koks­kohlebunker erhebt sich aus gewaltigen Wassermassen ein 19 Meter hoher Turm und verschwindet wieder.
In der Kraftzentrale im Landschaftspark Duisburg-Nord zeigt der japanische Künstler Ryoiy Ikeda seine audiovisuelle Installation „test pattern“, bei der digitale Daten in flackernde Barcodes übersetzt werden, und bei der die Besucherinnen und Besucher eine gigantische Landschaft aus rapide wechselnden Schwarz-Weiß-Strukturen betre­ten. Sie freue sich besonders, daß die Installationen für die Besucher in diesem Jahr kostenfrei zu sehen sind. "Dies senkt die Hemmschwelle für die Begegnung mit zeitgenössischer Kunst und ermöglicht mehr Menschen die Teilnahme an der Ruhrtriennale", sagte Schäfer.
Am Abend folgt in der Jahrhunderthalle in Bochum die offizielle Eröff­nung der Ruhrtriennale 2013. Zu diesem Anlaß wird die europäische Erstaufführung von "Delusion of the Fury" des amerikanischen Komponisten Harry Partch präsentiert. Insgesamt verknüpft die Ruhrtriennale in diesem Jahr 14 Spielorte in der Region, in denen sich alle Kunstsparten wiederfinden – Musik, Bildende Kunst, Tanz und Performance, Theater und Film. Bis zum 6. Oktober sind im Rahmen des Kulturfestivals über 43 verschiedene Produktionen in 150 Veranstaltungen zu sehen.