Peter-Hille-Preis an Wiglaf Droste

Der Satiriker wird am 13. September mit dem "Nieheimer Schuhu" ausgezeichnet

Red.

Schuhu-Foto: Peter-Hille-Gesellschaft
Nieheimer Schuhu 2013
an Wiglaf Droste
 
Der Autor und Sänger Wiglaf Droste ist der Preisträger 2013 des „Nieheimer Schuhu. Peter-Hille-Literaturpreis“. Wie die Jury herausstellt, zeichnet den 1961 in Herford geborenen Autor „eine höchst produktive Aversion gegen hohles Pathos, angemaßte Wichtigkeit und manierierte Rhetorik aus, die er provokativ-polemisch in seinen satirischen Essays, Gedichten und Songs geißelt. Doch richtet sich seine Polemik nicht vorrangig gegen Personen, bestimmte Parteien oder Institutionen, sondern allgemein gegen die empörende Diskrepanz von geschöntem Gerede und tatsächlichem Verhalten, die Extrovertiertheit der Medien und den Sprachverfall unserer Zeit. Was ihn antreibt, ist die Restitution einer authentischen Wahrhaftigkeit.“
 
Der durch Bücher, Zeitungs- und Radiokolumnen sowie zahlreiche CDs bundesweit bekannte Droste ist ein hellwacher, polemischer Satiriker, der sein nietzscheanisch anmutendes Lachen ausgießt über eine Zeit, in der Medienpräsenz und beruflicher Aufstieg am schnellsten über die Adaption einer normierten Rhetorik und geistigen Stromlinienförmigkeit zu erreichen sind. Droste hält dieser überhitzten, überdrehten, durchökonomisierten und eitlen Zeit seinen satirischen Spiegel vor – in der besten Tradition des satirischen Metiers, was ihm in der Süddeutschen Zeitung die ehrenvolle Titulierung als „Tucholsky unserer Tage“ eintrug. Droste legt sich an, erntet mitunter empörten Widerspruch – doch davon unbeirrt kämpft er im Gegenzug für den verantwortungsvollen Umgang mit Sprache und für das Recht auf eine Individualität, die sich bürgerlichen Schemata und ideologischen Vereinnahmungen und Zumutungen widersetzt – hierin dem Ahnherrn des Preises, Peter Hille, ganz ähnlich, der einmal schrieb: „Der freie Geist ist sich eigene Norm.“ Und weiter verbindet Droste mit Hille die Vorliebe für literarische Kurzformen, für Kurzgeschichte, Gedichte und Songs – in seinen Texten erweist er sich als echter Sprachartist, der die tiefe und sensible Verbindung von Sprache und feinster emotionaler Regung meisterhaft ins Wort zu setzen versteht, kunstvoll sprachlich pointiert und stilistisch treffsicher formuliert. Seine Texte zeugen von hoher Musikalität und Rhythmik, auffällige Stilmerkmale sind Lautmalerei, Neologismen und Entlehnungen aus dem ostwestfälischen Idiom, das ihm nach eigenem Bekunden „Heimat“ ist: „Eine Sprache, in der Dölmer, Hachos und Tünsel durcheinander ramentern, wullacken und kalbern, ist Heimat genug.“
Wiglaf Droste wurde bereits 2003 mit dem „Ben-Witter-Preis“ und 2005 mit dem Annette-von-Droste-Hülshoff-Preis ausgezeichnet. Sein Œuevre umfaßt derzeit über 40 Bücher und CDs.
 
Der Nieheimer Schuhu ehrt Autorinnen und Autoren, die in Westfalen geboren wurden, in Westfalen leben oder deren Werk einen besonderen Bezug zu Westfalen aufweist. Der mit 5.000 Euro dotierte Preis wird - im Turnus von drei Jahren - von der Peter-Hille-Gesellschaft, die in diesem Jahr ihr 30-jähriges Jubiläum feiert, verliehen und erinnert an den westfälischen Schriftsteller Peter Hille, der 1854 in Erwitzen bei Nieheim geboren wurde und als Berliner Dichter-Bohemien in die Literaturgeschichte einging. Hilles eigens für das Kabarett geschriebenen „Lieder eines betrunkenen Schuhus“ geben dem Preis seinen Namen.
Die bisherigen Preisträger sind der Paderborner Autor, Musenblätter-Kolumnist und Kabarett-Philosoph Erwin Grosche und der Dortmunder Kabarettist und Lyriker Fritz Eckenga. Stifter des Preises sind die ostwestfälische Stadt Nieheim und die Nyland-Stiftung. Die Bronzeskulptur des „Schuhu“ von Bernd Bergkemper stiftet die Sparkasse Höxter. Die Preisverleihung findet anläßlich einer öffentlichen Veranstaltung am 13. September 2013 ab 19:00 Uhr im Sackmuseum in Nieheim statt. Der Preisträger wird den Abend mit einer vergnüglichen Lesung gestalten. Die Veranstaltung ist öffentlich.

Weitere Informationen unter:  www.peter-hille-gesellschaft.de 


 Redaktion: Frank Becker