Der Zeichner als Erzähler (7)

“Ode an Hemingway” - von Hans Traxler

von Joachim Klinger

© Diogenes Verlag

Der Zeichner als Erzähler
 
Bildbücher, die ich nicht missen möchte (7)
 
von Joachim Klinger



VII
 
“Ode an Hemingway” von Hans Traxler
22 Bildergeschichten – (Diogenes Verlag AG Zürich 1989)
 
Hans Traxler stammt aus Böhmen. 1929 wurde er in Herrlich (heutiger Name ist mir nicht bekannt) als Sohn eines Postenkommandanten der örtlichen Gendarmerie geboren. 1945 erreichte er von dort aus Bayern und übersiedelte 1951 nach Frankfurt a.M.
 
Als ältester noch lebender Künstler der sogen. Neuen Frankfurter Schule ist er eine historische Figur. Mitbegründer der Zeitschrift “Pardon” und des Satire-Magazins “Titanic”, Bücher über den deutschen Bundespräsidenten Wilhelm Lübke und Papst Paul VI. (seinen “Lieblingspapst”) sowie “Birne – das Buch zum Kanzler” u.a.m. Noch im hohen Alter rührig und als Illustrator beliebt – Chapeau!
Seine 22 Geschichten unter dem Titel “Ode an Hemingway” gefallen mir wegen ihrer knappen Form in Text und Bild. Traxler ist – im Gegensatz zu Robert Gernhardt – kein Dichter. Aber es gelingen ihm Sprüche, die ebenso witzig wie treffend sind, mögen sie auch manchmal poltern und holpern.
 
Protagonisten der Kurz-Szenen – in Farbe! – sind u.a. Hemingway, Schiller, Goethe (zweimal), Botero, Dali und C.D. Friedrich, Napoleon und Hitler. Letzterer entpuppte sich als miserabler Koch und versucht sich in seinem Traumberuf als Maler (natürlich “draußen in Sievering” bei Wien).
Besonders mag ich die Geschichte über David Hockney. Traxler zeigt sich dabei als begabter Maler. (Ein schöner Beleg dafür ist auch sein “Schutzengelbuch”, 2005 bei Heyne). Die Farbgebung ist brillant, der Swimming-pool im Abendlicht ein Stück prächtiger Landschaftsgestaltung.
 
Vier leuchtende Bilder, vier Zeilen gereimter Text – eine perfekte Einheit!
 
“Im Abendlicht: Ein Swimming-pool.
Am Pool der Künstler: Schön und Schwul.
Er springt und ruft: Seht, wie ich spritze!
Steigt raus und malt’s: Der Mann ist spitze!”
 
Wir erfahren wie Beethoven dazu kam, “ein Rondo für die linke Hand” zu komponieren, und wie sich Chopin daran machte, eine “Valse triste” zu spielen, nachdem George Sand, seine schreibende Geliebte, einen dramatischen Auftritt “hingelegt” hatte.
 
Bereichert wird das Büchlein durch Aufzeichnungen Traxlers über seine Kindheit, die eine frühzeitige humoristische Grundhaltung erkennen lassen. Daß er die Begegnung mit dem “Führer” verfehlte, stört dabei nicht im geringsten. Immerhin traf er am Mittelmeer den jungen Verleger Daniel Keel (Diogenes Verlag Zürich) und wechselte ein paar Worte mit ihm, um sich dann nach Afrika einzuschiffen. Kaum 31 Jahre später (!) kam es zwischen beiden zur fruchtbaren Zusammenarbeit. Na, wenn man das nicht als Schicksalsfügung bezeichnen darf!
 

 Lesen Sie morgen an dieser Stelle Teil 8 (von insgesamt 10) der neuen Serie von Joachim Klinger