1962: Reaching Fourth in All AmericanJazz

Duke Ellington und McCoy Tyner

von Frank Becker

         

Duke Ellington – „All American In Jazz“
+ „Midnight In Paris“
25 Titel
© 2013 Essential Jazz Classics
 
McCoy Tyner Trio – „“Inception“ + „Reaching Fourth“
14 Titel
© 2013 American Jazz Classics

 
1962: Kleine und große Formationen
 
Der Jazz war Anfang der 1960er Jahre im Aufbruch. Stan Kenton hatte neue Marken für Big Bands gesetzt, auch kleine Formationen suchten neue, kammermusikalische Wege weg vom Mainstream. Zwei (doppelte) Beispiele für den hörbar neuen Stil möchten wir Ihnen heute vorstellen, zum einen den knackig frischen Trio-Jazz McCoy Tyners in der klassischen Besetzung Klavier, Kontrabaß, Schlagzeug mit zwei Alben + Boni, zum anderen, ebenfalls mit zwei Alben + Boni den Big Band-Monolithen Duke Ellington (1899-1974).   
 
Daß Elington durchaus dem Neuen zugetan war und nicht am alten Zopf klebte, belegt seine im Januar 1962 für CBS aufgenommene LP „All American In Jazz“ mit eigenen Arrangements von zehn Charles Stouse/Lee Adams-Titeln, die den klassischen Big Band Swing ad acta legte. Geschmeidig, modern in der Instrumentierung, dem Solo Raum gebend, gelegentlich tänzerisch, narrativ und ab und an mit einer Rückbesinnung an den früheren Stil seiner und anderer amerikanischer Big Bands ist „All American In Jazz“ ein Album, das sich elegant auf der musikalischen Grenze bewegt. Um einiges lyrischer kommt seine Verneigung vor dem damaligen Sehnsuchtsziel vieler US-Jazzmusiker daher: „Midnight In Paris“, ebenfalls im Januar 1962 für CBS aufgenommen und von Ellington und dem Pianisten Billy Strayhorn arrangiert. Hier zeigt sich die Bandbreite dieses einzigartigen Bandleaders, der das scheinbar Federleichte ebenso virtuos beherrschte wie das Konzertante. Die wundervollen Bläsersätze in „Midnight In Paris“, die Soli von Paul Gonsalves und Ray Nance und nicht zuletzt Ellingtons vornehmes Spiel – hin und wieder ließ er sich wie in Strayhorns Titelstück von diesem würdig vertreten – adeln die hervorragenden Aufnahmen. Zwei Titel stammen nicht aus den o.a. Sessions: eine Vokal-Version von Ellingtons „Paris Blues“, 1962 mit Milt Grayson eingespielt und Ellingtons „Guitar Amour“ aus dem Original-Soundtrack des Films „Paris Blues“, 1960 mit Jimmy Gourley (g) aufgenommen. Ein sehr schönes 16-seitiges Booklet begleitet die CD mit vielen Fotos und Informationen zu den LP-Aufnahmen.
 
McCoy Tyner (*1938) steht in bester Tradition des Klaviergiganten Oscar Peterson, der ebenfalls die Besetzung  mit Klavier, Kontrabaß und Schlagzeug bevorzugte. Tyners eleganter, flüssiger Anschlag zeichnet den Stil des von ihm in allerfeinster Form gepflegten Modern Jazz aus, seine wechselnden Sidemen an Baß und Schlagzeug (s.u.) spielen auf Augenhöhe. Für die temporeiche Impulse-LP „Inception“ hat er einschließlich des Titels vier Stücke selbst geschrieben und nur bei „There Is No Greater Love“ (bei dem Art Davis zaubert) und Kurt Weills „Speak Low“ zu Standards gegriffen. Ebenfalls bei Impulse erschien „Reaching Fourth“, dessen rasantes Titelstück (hier kommen Henry Grimes und Roy Haynes ausgiebig zum Zuge) und ein weiteres Tyner schrieb, sich aber im übrigen an Standards hielt. Verträumt Gordon Jenkins´ „Goodbye“, heiter Fred Laceys „Theme For Ernie“, cool Tyners „Blues Back“, wunderbar akzentuiert „Old Devil Moon“ und flink „Have You Met Miss Jones?“. Zwei bereits 1960 mit Steve Davis und Elvin Jones aufgenommene, akustisch nicht so hochwertige Stücke wurden als überflüssige Füllsel angehängt. Auch hier begleitet ein gut gemachtes 16-seitiges Booklet die CD.
 
 
Duke Ellington – „All American In Jazz“ + „Midnight In Paris“
© 2013 Essential Jazz Classics
Duke Ellington (p, lead) und sein Orchester mit u.a. Billy Strayhorn (p) - Harry Carney (bs, cl, bcl) - Paul Gonsalves (ts) - Johnny Hodges (as) - Jimmy Hamilton (cl, ts) - Chuck Connors, Leon Cox (tb) - Howard McGhee, Ray Nance (tp)
Titel:
„All Amercan in Jazz“: 1 Back To School - 2 I've Just Seen Her (As Nobody Else Has Seen Her) - 3 Which Way? - 4 If I Were You - 5 Once Upon A Time - 6 Nightlife - 7 Our Children - 8 I Couldn't Have Done It Alone - 9 We Speak The Same Language –
„Midnight In Paris“: 11 Under Paris Skies - 12 I Wish You Love - 13 Mademoiselle De Paris - 14 Comme Ci, Comme Ca - 15 Speak To Me Of Love - 16 A Midnight In Paris - 17 (All Of A Sudden) My Heart Sings - 18 Guitar Amour - 19 The Petite Waltz - 20 Paris Blues - 21 Javapachacha (Apache) - 22 No Regrets - 23 The River Seine –
Bonus: 24 Paris Blues [Rare Vocal Version] - 25 Guitar Amour [Solo Guitar Version]
 
Gesamtzeit:  1:17:44
 
 
McCoy Tyner Trio – „“Inception“ + „Reaching Fourth“
© 2013 American Jazz Classics
McCoy Tyner (p) – Art Davis, Henry Grimes, Steve Davis (b) – Elvin Jones, Roy Haynes (dr)
Titel:
„Inception“: 1 Inception - 2 There Is No Greater Love - 3 Blues For Gwen - 4 Sunset - 5 Effendi - 6 Speak Low –
„Reaching Fourth“: 7 Reaching Fourth - 8 Goodbye - 9 Theme For Ernie - 10 Blues Back –
11 Old Devil Moon - 12 Have You Met Miss Jones? –
Bonus: 13 Lazy Bird - 14 In Your Own Sweet Way
 
Gesamtzeit:  1.16:01
 
Weitere Informationen:  www.in-akustik.com