Bilder für die Ohren

Klaus Lutz Lansemann vermittelt Kindern Mussorgskis „Bilder einer Ausstellung“

von Frank Becker

Bilder für die Ohren
 
Klaus Lutz Lansemann vermittelt Kindern
Mussorgskis „Bilder einer Ausstellung“
 
Konzeption und Moderation: Klaus Lutz Lansemann
Die Bergischen Symphoniker – Leitung: Peter Kuhn
 
Daß Kinder nicht unbedingt gerne mit den Eltern ins Museum gehen ist allfällig bekannt. Auch in klassische Konzerte lassen sie sich nur ungern schleppen. Unter diesen Voraussetzungen für beides auf einen Streich bei den lieben Kleinen Begeisterung zu wecken, ist dann schon eine meisterliche Leistung. So geschehen und gelungen am Sonntagvormittag im Remscheider Teo Otto Theater im „Kinderkonzert“ mit dem Schauspieler/Moderator Klaus Lutz Lansemann und den Bergischen Symphonikern in großer Besetzung unter ihrem GMD Peter Kuhn.

Auf dem Programm stand Modest Mussorgskis Komposition „Bilder einer Ausstellung“ in der Orchesterfassung von Maurice Ravel, eigentlich ein schwerer Brocken für 6-14-Jährige. Bei Lansemanns mit dramatischen Mitteln um einen Museumsbesuch gesponnener Erzählung jedoch löste sich jeder Vorbehalt in Lachen, Staunen und gespannte Aufmerksamkeit auf. Mit Humor, fesselndem Erzähltalent und der Gabe, Kleine und Große zum Mitmachen zu bewegen, ließ er die zehn Sätze des Stücks, die vom Orchester nochmals in zur Erzählung passende appetitliche Häppchen zerlegt wurden, derart plastisch Gestalt annehmen, daß bei den rund 100 Gästen (die anderen 400 waren bei den ausgerechnet gleichzeitig stattfindenden Remscheider City-Läufen für Kinder) nicht für einen Wimpernschlag Langeweile aufkam.

Durch die Spannung, die er zum „Gnom“ oder „Baba Yaga“ aufbaute, die Romantik in „Das alte Schloß“, das Quirlige beim zauberhaften „Tanz der Küken“ und dem wuselnden „Marktplatz von Limoges“, das Grobschlächtige vom „Ochsenkarren“, das Unheimliche von „Die Katakomben“ und das Gewaltige des Schlußsatzes „Das Große Tor von Kiew“ sprangen die Bilder und Impressionen spürbar auf die gebannt lauschenden und auf Aufforderung auch angeregt mittuenden Zuhörer über.
Die Symphoniker führten unter Peter Kuhns sensibler Stabführung delikat den musikalischen Malpinsel, heiter, farbig, wuchtig, plappernd, inspiriert, mit präzisen Stimmen, epischen Tutti – und witzig extemporiertem Kantinengespräch. Geschlossenen Auges gelang es dank Lansemanns Erzählkunst, die in Töne gefaßten Bilder Mussorgskis zu sehen. Ein Genuß. So kann man – nicht nur Kindern – Musik vermitteln, lehren, Bilder richtig (an-)zu sehen, ihre Tiefe und die der Musik zu versehen. Diese „Bilder einer Ausstellung“ nahm man mit.
 
Wer es verpaßt hat, kann das Konzert noch einmal in Solingen erleben:
23. Juni, 11.30 Uhr im Konzertsaal
 
Weitere Informationen: www.bergischesymphoniker.de