Respighi - Kosel - Mendelssohn

Toshiyuki Kamioka und das Sinfonieorchester Wuppertal luden zu Gedankenreisen ein

von Frank Becker

Ein Traum-hafter Konzertabend
 
Toshiyuki Kamioka und das Sinfonieorchester Wuppertal
luden zu Gedankenreisen ein
 
Ottorino Respighis römische Spaziergänge sind seit eh und je Garanten für sinfonische Unterhaltung in ihrer schönsten Form. Seine Impressionen von mit Pinien gesäumten Alleen, fröhlichen Festen und den beeindruckenden Brunnen Roms berühren das Gemüt und öffnen die Seele. So mit den „Fontane di Roma“ auch am vergangenen Montag in der herrlichen Akustik des festlichen großen Saals der Wuppertaler Stadthalle zelebriert vom Sinfonieorchester Wuppertal unter seinem charismatischen Chefdirigenten Toshiyuki Kamioka. Die im wahrsten Wortsinn sprudelnde etwa 20-minütige Komposition mit ihrem verzaubernden Schlußstück „La fontana die Villa Medici al tramonto“ mit der Kamioka das 9. Sinfoniekonzert der Saison unter dem Titel „Pan“ eröffnete, war geschickt gewählt, um das Ohr und das Gespür des Auditoriums auf die folgende Uraufführung zu öffnen.
 
„Pan“ nämlich, eine Auftragsarbeit des Komponisten Mathias Christian Kosel zum 150-jährigen Bestehen des Wuppertaler Sinfonieorchesters, erwies sich als nach aller Aufmerksamkeit verlangendes grandioses sinfonisches Getöse – was, notabene, bitte nicht als abwertende Beschreibung gewertet werden möge! In rund 30 Minuten setzt Kosel, der am Akkordeon selber mitwirkte, inklusive vier Schlagwerkern, dem gesamten Holz und Blech, großem Streicherapparat mit sechs Kontrabässen und Harfe fast alles ein, was ein Sinfonieorchester an Fülle zu bieten hat. Inspiriert von Oskar Loerkes Naturlyrik entfaltet „Pan“ ein großes sinfonisches Panorama, das bilderreich auch die Einflüsse Kosels offenbart, wie anfangs mit wuchtigen Paukenschlägen an Tschaikowskis „1812“ erinnernd, später an die sinfonischen Filmvertonungen zu „Metropolis“ und „Die Sinfonie der Großstadt“. Weite Passagen sind deutlich beeinflußt von Leonard Bernsteins Tonsprache, ja zitieren ihn ausführlich. Wenn sich „Pan“ nach Rummelplatz-Impressionen schließlich mit dem volkstümlichen „Abendlied“ von Matthias Claudius in der Vertonung von Johann Abraham Peter Schulz zart rundet, schließt ein lebensvolles musikalisches Erlebnis – hier inszenatorisch mit dem Schluß der „Fontane die Roma“ verknüpft.
 
Flott und exakt den Tempi Felix Mendelssohn Bartholdys folgend entführten im zweiten Teil des Abends Auszüge aus der Bühnenmusik zu Shakespeares „Ein Sommernachtstraum“ in eine andere verzauberte Welt, die der Phantasie und Burleske. Mit Tempo, Grandezza und ohrgefälliger Präzision nahm die brillant interpretierte Ouvertüre mit in die Welt von Titania und Oberon. Scherzo, Intermezzo und Nocturne folgten in gleicher inspirierter Qualität. Es wäre eine durchweg perfekte Aufführung geworden, hätte nicht eine Trompete bei der Fanfare des abschließenden Hochzeitsmarsches gepatzt. Das war zwar schade und blieb bis zum triumphalen Finale im Ohr, schmälerte jedoch kaum den glänzenden Gesamteindruck. So sah es auch das Publikum, das minutenlang Applaus gab.
 
Das 10. Sinfoniekonzert der Saison gibt es am 30. Juni und 1. Juli mit Peter Tschaikowskis Suite Nr. 3 G-Dur op. 55 und Igor Strawinskys „Le sacre du printemps“.
Weitere Informationen: www.sinfonieorchester-wuppertal.de