In dieser Stadt war ich mal zuhaus´

„Von Liebe, Lust und Pinguinen“ - Chansonabend mit Maresa Lühle, Hanna Werth und Thomas Braus

von Frank Becker

© Preiser Records (Archiv Musenblätter)
In dieser Stadt war ich mal zuhaus´
 
Ein Abgesang mit Chansons,
Couplets und listigen Liedern
 
Für den erlesenen kleinen Liederabend „Von Liebe, Lust und Pinguinen“ im dicht besetzten Foyer des Wuppertaler Schauspielhauses hatten sich fünf Künstler gefunden, denen die Spielfreude geradezu aus den Knopflöchern sprang. Maresa Lühle, Hanna Werth und Thomas Braus bewiesen, daß sie nicht nur als in allen Rollen gerechte Schauspieler brillieren – auch das Chanson und das Couplet geht ihnen gekonnt von den Lippen. Auf den Punkt, sensibel und elegant begleitet von Robert Herrmann am Pianoforte und der zauberhaften, auch dem Jazz gewachsenen Charlotte Hacker am Violoncello entrollten sie eine 60-minütige kleine, nichtsdestoweniger aufwendige Revue mit unsterblichen Standards aus Kabarett, deutscher Couplet-Kunst, Schlager und jüngerem Liedgut.
Hanna Werth, trotz bandagiertem Arm in der Schlinge gut gelaunt, eröffnete den Reigen mit dem IKEA gewidmeten schwarzhumorigen „Wandschrank“ des Duos Weber/Beckmann. Was sie Diseuse mit erlesenem Geschmack zu bieten hat, zeigte besonders auch ihre überragende Interpretation von Anna Depenbuschs „Tanz mit mir (Haifischbarpolka)“. Thomas Braus ließ mit seiner Version von Henry Purcells „I attempt from love's sickness“ Erinnerungen an Florence Foster Jenkins aufkommen und erntete dafür Applaus und Lacher, später desgleichen für „Tauben vergiften“ und „Das Mädchen mit den drei blauen Augen“, böse Brettl-Lieder des unvergessenen Georg Kreisler und Friedrich Hollaenders „Ich lass´ mir meinen Körper schwarz bepinseln“. Da machte er im Frack zudem eine blendende Figur.
Maresa Lühle, die schon bald in Hamburg leben und arbeiten wird, war der bittersüße Abschiedsschmerz besonders deutlich anzumerken. „Heute ist nicht mein Tag“, ebenfalls von Weber/Beckmann mit der entlarvenden Anfangszeile „Heute hab ich den Sexappeal eines beigefarbenen Tischstaubsaugers“ machte sie vor vielen begeisterten Kollegen im Auditorium zum bewegenden Insider-Song. Ihre würdige Interpretation von Hildegard Knefs „In dieser Stadt“ ging nicht nur ihr nahe: „Heute, nach allein durchweinten Nächten, / Halt´ ich es vor Heimweh nicht mehr aus / In dieser Stadt kenn' ich mich aus, / In dieser Stadt war ich mal zuhaus“. Da zeigten Charlotte Hacker, die das Cello durchaus auch als Kontrabaß einzusetzen wußte und Robert Herrmann passend ihre jazz-swingende Seite.
Bei aller Wehmut behielt jedoch der Humor die Oberhand, was nicht nur die Trio-Fassung von Irene Sheers „Goodbye Mama“ zeigte. Die trauten sich was.

Es war ein moralinsäurefreier Abend voller Sehnsucht, Wehmut und mit ein wenig Abschiedsschmerz. Der abzusehende Abschied vom Engagement in Wuppertal für die Schauspieler und schmerzlicher Abschied vom wunderschönen Wuppertaler Schauspielhaus für alle, die sich an seinen einstigen Glanz erinnern.
 
Heute Abend um 19.30 Uhr noch einmal im Foyer des Theaters an der Bundesallee – und hoffentlich auch wieder in der neuen Spielzeit. Dafür mag der melancholische Schluß stehen: „Wir sehn uns wieder, ganz bestimmt – irgendwann…“.
 
Weitere Informationen: www.wuppertaler-buehnen.de