Ein Kammermusik-Abend von Rang

Gustav und Paul Rivinius gaben in der Meisterkonzert-Reihe drei russische Sonaten für Violoncello und Klavier

von Frank Becker

Ein Kammermusik-Abend von Rang
 
Gustav und Paul Rivinius gaben in der Meisterkonzert-Reihe
drei russische Sonaten für Violoncello und Klavier
 
Remscheid. Die Musikliteratur erwähnt ihn nur marginal, dennoch ist der zwar in Moskau geborene, überwiegend aber in Deutschland lebende und lehrende Paul Juon (1872-1940) ein durchaus zur russischen Avantgarde zu zählender Komponist gewesen. Mit seinem op. 54, der Sonate für Cello und Klavier Nr. 2 a-Moll aus dem Jahr 1913 eröffneten Gustav Rivinius (Violoncello) und Paul Rivinius (Klavier) am vergangenen Mittwoch ihren russischen Kammermusikabend, bei dem Anna Pankewitz, Garderobiere im Teo Otto Theater, spontan einsprang, um für Paul Rivinius zu blättern.

Drei Sätze hat diese Sonate, deren Farbigkeit mit den beiden anderen Sonaten des Programms, Dmitri Schostakowitschs op. 40 d-Moll und Sergej Rachmaninows op. 19 g-Moll unter den Händen der musizierenden Brüder eine homogene Einheit einging. Bewegte Dramatik im Allegro moderato, beinahe heiter das leichter, lichter wirkende Andantino, temporeich bis wuchtig mit prägnanten Klavierpassagen, raffinierten Cello-Strichen und Pizzicati der spannendste der Sätze, das Allegro.
Schostakowitschs (1906-1975) erstes bedeutendes Kammermusikwerk, seine spätromantisch geprägte und Stalin gefällige Sonate op. 40 aus dem Jahr 1934 bildete dazu dennoch keinen Kontrast. Dialoge im Allegro non troppo, lebendig mit Tanzrhythmen, stampfend, spaßig und mit rasanten Rhythmuswechseln das dumpf ausklingende Allegro, bewegend in tiefem Ernst und von wachsender Dramatik das wunderschöne Largo, das die enormen Klangtiefen des Cellos auslotet. Ein Genuß. Bewegt, spielerisch und aufgeregt schreitend beendeten mit einem weiteren Allegro die Sonate und der erste Teil des Abends. Schon hier wurden die brillanten Solisten heftig gefeiert.

Weite Klanglandschaften öffneten Gustav und Paul Rivinius mit dem 1. Satz „Lento – Allegro moderato“ von Rachmaninoffs op. 19. Feierlich bis heiter spannt sich der Bogen. Meisterlich stimmten sie im abwechslungsreichen Allegro scherzando ihre Einsätze ab, Gustav Rinius zeigte seine elegante, auch im Dramatischen und Bewegten leichte Führung des Bogens. Melodisch, fließend ruhig mit schwebendem Ausklang ließen sie das Andante wirken, bis nach wuchtigem Einstieg voller schöner Melodiebögen das Allegro mosso als erkennbar „Rachmaninoff-typischster“ Satz – das grandiose zweite Klavierkonzert aus dem selben Entstehungsjahr 1901 ließ grüßen - voller Dramatik abschloß. Dem jubelnden Applaus und den herzhaften „Bravi“ der überschaubaren Zuhörerschar folgend, ließen sich die Musiker denn auch nicht lange um eine kleine Zugabe bitte.