An Phillis

von Johann Nikolaus Götz

Foto © Frank Becker
 

An Phillis
 
Ich merke, daß die Flur, die Stadt, die ganze Welt,
Mir itzo wiederum, auch ohne dich, gefällt;
Ich höre dich nicht mehr, wie sonst, erröthend nennen,
Und kann mich überall, gelaßen, von dir trennen.
Ich glühe Tags nicht mehr, dir immer nachzuziehn;
In Träumen seh ich dich auch Nachts nicht mehr entfliehn.
Kein Blick von dir findt mehr den Weg zu meinem Herzen;
Dein Lächeln macht mir nicht, wie vormahls, süse Schmerzen.
Ich bin kein König mehr, ertheilstu mir Gehör;
Und glaube, Phillis, fast: ich liebe dich nicht mehr.
 
 
Johann Nikolaus Götz
(1721-1781)