Wo bleibt das Positive?

Ivana Langmajers kleine Liebesrevue überzeugt nicht

von Frank Becker

Die Leiden der jungen Hanna
 
Ivana Langmajers kleine Liebesrevue
Ist das Liebe oder kann das weg?
überzeugt nicht
 
 
Hat sich die Frage nicht schon jede/r mal im Leben gestellt: „Ist das jetzt die große Liebe? – Oder doch nicht?“ Gewiß. Aber es kommt ja doch, wie es kommt. Und dann folgt leider oft genug die nächste Frage: „Kann das weg?“ Wir haben das alle schon mehr oder weniger schmerzlich erlebt. Denn auch Liebe kann weh tun. Ivana Langmajer hat daraus ein Bühnenprogramm mit einer Kunstfigur gemacht, die stellvertretend für alle Frauen die möglichen Lebens-, Liebes- und Enttäuschungsstationen durcheilt: Hanna Bergheim. Na ja, durcheilt kann man nicht unbedingt sagen, denn ein Abend mit selbstverliebten 2½ Stunden kann sich schon unangenehm in die Länge ziehen.
 
So geschehen am Wochenende bei einem Gastspiel im sympathischen Remscheider WTT (Westdeutsches Tournee Theater), in dessen intimem Saal sich interessanterweise überwiegend Publikum der Generation Ü 60 eingefunden hatte, um die Leiden der jungen und vom mißlungenen Liebesleben gebeutelten Hanna zu verfolgen. Am Klavier passabel von Sebastian R. Schnitzer begleitet, dessen rutschende Socke blasses Beinfleisch freigab, war sie das Bienchen, das von Blüte zu Blüte und von Reinfall zu Reinfall summt. Das erste „Date“ mit 16 (Matthias, ist er nicht süüüß?), verknallt in Rettungssanitäter Frank (die schönsten braunen Augen der Welt), keine Chance bei Mustafa, weil dessen Mutter gegen die Ehe mit der deutschen Kartoffel ist (schlimme Klischee-Türken), der verklemmte Pedant Hanno, Porsche-Prolet Lukas, späte Liebe zu Xavier usw. usw…
 
Daß die Männer nur Staffage im Leben der Frauen sind und sie selbst als im Grunde als entschlußlos untüchtig recht schlecht dabei wegkommen, sorgt für einen faden Beigeschmack. Erich Kästners 1930 gestellte Frage „Wo bleibt das Positive?“ bleibt auch 2013 aktuell. Die Beliebigkeit der wenig pointiert ausgesuchten, aber breit ausgewalzten Lebensabschnitte Hannas, die weder in die Tiefe gehen noch richtig zu erheitern im Stande sind, die mäßigen Gesangseinlagen lassen den Abend arg lang werden. Auch die peinliche Unart, Publikum mit einzubeziehen, das gekommen ist, um zuzuschauen, hinterläßt keinen guten Eindruck. Auch das nicht nur im Fall Mustafa aufdringliche und damit simple Spiel mit billig wirkenden Klischees drückte die Qualität. Allerdings buk Hanna einen leckeren Whisky-Kuchen, und Rot stand ihr gut..

Ivana Langmajer und Sebastian Schnitzer haben mit diesem
Musikalischen Kabaretttheater Ihre Möglichkeiten und die Geduld einiger Zuschauer/innen deutlich überschätzt. Da kommt keine Liebe auf. Das kann weg.