Frühlingsträume

Der Gartentip von heute

von Karl Wagner

Foto © Frank Becker

Frühlingsträume
 
(aus dem „Dauerkalender für den Gartenfreund“ um 1930)
 
1. April – Mächtig dringt in diesen Tagen das Sprossen aus der Erde, wenn sie sich auch nur langsam der oft schon warmen Luft anpaßt. Aber das bedeutet für uns, bis zum Ende dieses Monats die allgemeine Pflanzarbeit möglichst zu beenden, damit nicht der durch das Versetzen gestörte Organismus der Pflanzen durch die Wärme leidet. Es ist daher beinahe gut, daß wie ein Blitz vom heiteren Himmel plötzlich ein Regenschauer auf die Erde herabsaust und das stürmische aus der Erde Drängen etwas hemmt. Aber trotzdem ist alles schon mit Farben überdeckt. Jetzt fängt das große Primel-Blühen an, das erst im Juli-August mit der noch wenig bekannten Primula florindae endet. Seit gestern ist die Kante der Staudenrabatte dunkelsamtrot geworden von den Blüten der Primula hybrida Magenta, gelbe, blaue und weiße Krokuskelche stehen über dem Rasen und leuchtend vor der grauen Erde, graziös beugen sich gelbblütige Ruten der Forsythie über das Blau von Scilla und Traubenhyazinthen. Jeder Tag verändert das Bild des Gartens, und kaum will es gelingen, Schritt zu halten mit dem Aufbinden der Clematis. Aber wir setzen diese Arbeit gleich jetzt an, weil die reich anschwellenden Knospen sonst leicht beschädigt werden. Wie Glas springen sie oft schon bei leiser Berührung ab.
 

Foto © Frank Becker
 

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