Rhein und wahr

Aus dem Tagebuch

von Erwin Grosche

Foto © Frank Becker
Die Erschaffung der Welt
und ein Loblied auf VW

25. März: Psalm für das Volkswagen-Zentrum Paderborn. Ich schaue auf mein Auto und bin ratlos. Ich verstehe nicht, warum es fährt. Was sind das für Knöpfe? Was bedeuten die Lampen, die aufblinken, wenn Gefahr droht? – Zum Glück gibt es Herrn Kruppa. Im Ernst, was wäre ich ohne Herrn Kruppa, den Serviceberater für Pkw und Lkw? Was sollte ich machen ohne Herrn Mikesch, den nichts aus der Ruhe bringen kann. Der zu mir hält, auch wenn das Auto schon längst seinen Geist aufgegeben hat. Ich will Herrn Rodrigues nicht vergessen, der sich um die Karosserie des Autos kümmert und manchen Beulen schon einfach die Macht nimmt, indem er sie berührt. Was wäre ein Tag ohne Herrn Mahal, der als gut gelaunter Kundenkurier mich oft nach Hause gebracht hat, wenn mein eigener Wagen noch in den Händen von Herrn Rohde blieb und meine Stimmung einen neuen Tiefpunkt erreicht hatte. Mein Gott, wie oft wußte Herr Duysak weiter, wenn ich am Ende war und keinen Plan mehr hatte, warum mein Auto nicht mehr ansprang? Danke, danke, danke Euch allen, ihr tut das nicht, um mir zu gefallen. Es ist Eure zweite Natur und deswegen liebe ich Euch nur.

27. März: Der Kratzbaum
 
Der Kratzbaum, der Kratzbaum
dran kratzt sich auch die Katz kaum
hat einen lieber einen Spatz Traum
als so nen blöden Kratzbaum
Warum gibt es keine Kratzbaum Designer?
 
28. März: Autotraum: Ich komme vor lauter Autos nicht mehr auf die andere Straßenseite und wenn ich endlich drüben bin, dann muß ich dort gar nicht mehr hin. Und wenn ich dann zurück will, komme ich vor lauter Autos nicht mehr auf die andere Straßenseite, und wenn ich dann endlich drüben bin, muß ich dort gar nicht mehr hin. usw...
 
30. März: Einmal traf ich eine Frau und fragte sie nach dem richtigen Weg.
Sie sagte: „Ich würde ihnen gerne helfen, aber ich bin hier leider fremd.“
Da habe ich zu ihr gesagt: „Du bist hier fremd, ich bin hier fremd. Laß uns das ändern. Wir könnten zusammen sein und uns ein gemütliches Zuhause schaffen.“ So entstand die Welt.



© 2013 Erwin Grosche für die Musenblätter
Redaktion: Frank Becker