Rhein und wahr

Aus dem Tagebuch

von Erwin Grosche

Foto © Frank Becker
Vom Nutzen eines Kratzbaums
und vom ewigen Rätsel Frau

19. Februar:
Zum Glück ist muß man mit Vierzig nicht mehr so tun, als ob man mit Zwanzig mal schön gewesen ist.
 
21. Februar: Sie hat mir nie verziehen, daß sie mich betrogen hat. Sie sagte immer, daß meine Liebe sie erdrücken würde. Sie mochte mich am liebsten, wenn ich ihr verzeihen mußte. Ich war immer überrascht, wie sehr ich sie verletzen konnte. Manchmal ist es besser, man kann das Ausmaß des Erschreckens schon vorher erahnen.
 
22. Februar: Es gibt viele scheue Menschen, die man nie zu sehen bekommt. Das Bad in der Menge ist nicht für jeden erfrischend.
 
23. Februar: Natürlich kann man Meerschweinchenheu für ein Meerschweinchen kaufen, aber warum nicht auch anderweitig verschenken. Viele Menschen freuen sich über Meerschweinchenheu, gerade mit heimischen Bergkräutern. Sie öffnen das Paket, streuen es ins Wohn­zimmer und erfreuen Auge und Nase. Manche schlafen sogar im Meer­schweinchenheu und holen Erlebnisse ihrer Kindheit nach. Ich mag zum Beispiel Hamsterräder. Ich mag nur keine Hamster. Diese lustigen Räder in allen erdenklichen Größen kann man bunt anmalen und drehen. Man kann sie kreisen lassen, als wären es Riesenräder, Glücksräder, die unseren Tag deuten können. Kennen sie die Spielzeuge der Hunde? Ich muß keinen Hund haben, um einen Ball wegschmeißen zu wollen. Man nimmt den Ball, schmeißt ihn weit weg und wartet darauf, daß ihn jemand zurückholt. Vielleicht treffen sie so die Liebe ihres Lebens. Wir haben zum Beispiel im Badezimmer einen Kratzbaum stehen. Der ist formschön und praktisch. Gerade auch, wenn man alleine lebt und niemanden hat, der einen beim Jucken kratzt, ist ein Kratzbaum eine feine Sache.
 


© 2013 Erwin Grosche für die Musenblätter
Redaktion: Frank Becker