Mensch und Eros, Gesellschaft und Klerus in den Cartoons von Jules Stauber

Jules Stauber – „du début à la fin“

von Frank Becker

Eine Bilanz
 
Mensch und Eros, Gesellschaft und Klerus
in den Cartoons von Jules Stauber
 
17.000 Cartoons hat der Deutsch-Schweizer Cartoonist Jules Stauber (1920-2008) hinterlassen, ein feinsinniges Lebenswerk, mit dem er bei Kollegen wie Chaval (1915-1968),  Paul Flora (1922-2009), Walter Hanel, Ivan Steiger, Günter Pasteur und Jean-Pierre Desclozeaux in bester Gesellschaft ist. Federleichte Ironie neben deftigem Humor, präziser Blick auf Befindlichkeiten, sparsamer Federstrich und von Fall zu Fall die Möglichkeit ambivalenter Interpretation machen sein Werk abwechslungsreich und verleihen ihm den trockenen Witz, der dem Betrachter spontanes Lachen entlockt.

 

Fröhliche Unbekümmertheit, liebenswerte Frivolität

Obwohl bis zu seinem Tod Jahrzehnte in Nürnberg ansässig, hat Jules Stauber die mütterliche Schweizer Prägung über die gesamte Zeit behalten und besonders gerne Schweizer Themen aufs Korn, will sagen: auf die Spitze seiner Zeichenfeder genommen, ob das Schweizer Kreuz als Ausdruck von Begrenzung und freiwilliger Isolation in unendlich vielen Variationen oder den Tell-Mythos als ironische Vorlage für moderne Apfelschüsse. Fleischliche Lust, erotische Verstrickung und Klerus – oft in Kombination – hat er angelegentlich und gerne als Thema aufgegriffen, das menschliche Miteinander wie auch die Entfernung voneinander, Sehnsüchte, Enttäuschungen, Rätselfragen von Gesellschaft sowie die ungeschönte Durchleuchtung ihrer Strukturen, ihre Zwänge und Heimlichkeiten – Jules Stauber hat alles pointiert und delikat getroffen. Die neben tiefem Ernst fröhliche Unbekümmertheit, ja beinahe Unschuld seiner Cartoons, die liebenswerte Frivolität und nachfühlbare Sinnlichkeit machte (und macht) den Umgang mit den Phänomenen des Alltags leichter, weil man über sie schmunzeln, lachen kann.  


© Jules Stauber
 
Die Publikationen

U.a. die Schweizer Satire-Zeitschrift „Nebelspalter“, die Wochenzeitung „Die Weltwoche“, die Süddeutsche Zeitung, Nürnberger Nachrichten, das Deutsche Allgemeine Sonntagsblatt und die „Brigitte“ – das nur eine Auswahl – haben regelmäßig Jules Staubers zeit- und gesellschaftskritische Zeichnungen veröffentlicht. Auswahl- und Themenbände erschienen u.a. bei dtv, Heyne, Fischer, Bärmeier & Nikel, Kumm, Hugendubel und beim Nebelspalter-Verlag.
Der Christoph Merian Verlag legt aktuell eine Auswahl von 1 % des Stauberschen Œuvres in einem fein gestalteten, solide gebundenen Band vor. Das klingt wenig, ist aber durch sorgfältige Durchsicht und Zusammenstellung, in kurzen Essays kommentiert von Kennern, ergänzt durch Lebens- und Werkdaten, Hin- und Nachweise mit seinen 170 Zeichnungen ein kompaktes Standardwerk zu Staubers Werk „vom Beginn bis zum Schluß“ geworden.

 


 
 
 
Jules Stauber – „du début à la fin“ - Hrsg. von Jürgen Sandweg, Dieter Tschudin, Urs Zellmeyer
© 2012 Christoph Merian Verlag, 192 Seiten,  21 x 20 cm, 170 s/w- und Farbillustrationen, gebunden, Lesebändchen – ISBN 978-3-85616-574-1
CHF 30.00 / € 25.00

 
 
 Alle Illustrationen © Stauber


Die Veröffentlichung der Illustrationen erfolgt mit freundlicher Genehmigung der Rechteinhaber.

Weitere Informationen:  www.merianverlag.ch