Gustav Gans feiert Geburtstag

Das Schoßkind des Glücks wird 65

von Andreas Rehnolt

© Disney
Ich bin eben ein
Schoßkind des Glücks!
 
Gustav Gans, der eitle Vetter
des Pechvogels Donald Duck
wird 65 Jahre alt

 
 
EntenhausenGustav Gans, der ondulierte Glückspilz aus der Comicmetropole Entenhausen, kommt ins Rentenalter. Noch im Januar feiert der Arbeit verachtende, eitle Gänserich seinen 65. Geburtstag und es steht zu erwarten, daß er für seine Feier im Kreis der Familie keinen Kreuzer wird zahlen müssen, da ihm bei seinem sprichwörtlichen Glück vermutlich alles als Gewinn ins Haus geliefert wird. Gustavs Lieblingsspruch lautet schließlich nicht umsonst: „Der Pilz des Glückes wartet fein. Es können Dinge sich begeben, die ihn der Arbeit ganz entheben.“ Daß er über eine legendäre glückbringende Hasenpfote verfügt, sei nur am Rande erwähnt.
 
Auch Gustav stammt wie so viele Comic-Helden aus der Heimatstadt der Ducks aus der Feder des genialen amerikanischen Zeichners Carl Barks, der ihn 1948 in der Geschichte „Die Wette“ als Gladstone Gander in Entenhausen (Duckburg) einführte. Der eher unsympathische Nassauer Gustav wollte sich darin aufgrund einer dubiosen Wette Donalds Haus aneignen. Die deutschen Comicfreunde mußten bis 1951 warten, ehe sie den Nichtstuer kennenlernen konnten. In den ersten Geschichten war der Ganter noch ein Blender, der sich mehr recht als schlecht durchs Leben schlug, erst im Abenteuer „Südseeregatta“ wandelte sich Gustav zum Schoßkind des Glücks.
 
Vor allem wenn Gustav mit Donald, dem sympathischen Pechvogel zusammen ist, scheint seine Glücksfee ihn keine Minute aus den Augen zu lassen. Jedwede Tombola oder Wette, jedes

MM 4/1953 - © Disney
Preisausschreiben, jeden Wettbewerb gewinnt der stets adrett gekleidete Ganter, der genau wie der steinreiche Onkel Dagobert nie ohne seine Halbgamaschen ausgeht. Nicht einmal das Los für den Hauptgewinn muss er sich kaufen, er
erhält es zumeist kostenlos, als soundso-vielter Besucher, wenn er es nicht gar auf der Straße findet. Und einen schickeren Schlitten als Donald fährt er sowieso.
Je glücklicher Gustav wird, desto weniger versucht er, sein Glück zu korrigieren, denn das wäre ja Arbeit. Und gearbeitet hat er, nach einer eigenen peinlichen Enthüllung nur ein einziges Mal, „in einem Augenblick geistiger Umnachtung“. Einen Kreuzer hat er dabei verdient. „Hinterher hab ich mich so entsetzlich geschämt, daß ich ihn in den Geldschrank getan und nie wieder angesehen hab“, gestand er 1952 seiner Familie unter Tränen. Normalerweise fällt Geld vom Himmel, wo auch immer Gustav sich gerade befindet. Das sorgt beim Verlierer Donald oft genug für tosende Wutausbrüche.
 
Gustavs Umgebung ist auf den Glückspilz auch nicht sonderlich gut zu sprechen. Für Onkel Dagobert ist er ein Nichtstuer, für Donalds findige Neffen Tick, Trick und Track ist er vor allem derjenige, der ihren bei aller familiären Differenz geliebten Onkel Donald meist dumm dastehen läßt. Und Daisy

© Disney
Duck, Donalds ewige Flamme, um die sich auch Gustav regelmäßig bemüht, läßt ihn in der Regel abblitzen und geht lieber mit Donald zum Picknick, Rudern, Tanzen oder Bummeln. Manchmal verfährt sie nach der Devise „Konkurrenz belebt das Geschäft“, doch ist klar, daß Gustav keinen Anspruch darauf hat, Donald aus Daisys Leben zu verdrängen.
Egal ob man den Angeber und ewigen Gewinner nun mag oder nicht, in der Kernfamilie der Ducks ist Gustav noch bei jedem großen Familientreffen mit dabei, ob es sich um Donalds, Onkel Dagoberts oder Oma Ducks Geburtstag oder aber das Weihnachtsfest handelt. Und schließlich gehört der eitle selbstverliebte Ganter ja zur Familie der Ducks. Nach seinem eigenen Bekunden ist Onkel Dagobert der Schwager des Bruders von Gustavs Mutter, also der Sohn von Dagobert Ducks Schwägerin.
 
Experten des Egmont-Ehapa-Verlags, bei dem die Entenhausen-Abenteuer regelmäßig erscheinen, haben ausgerechnet, daß es über 3.362 Comics und Titelbilder gibt, die Gustav als Comicfigur zeigen. Trotzdem ist und bleibt er in der Duckschen Welt eine Nebenfigur. Und man weiß ja, daß das Glück bekanntlich launisch ist. So kann man nie genau vorhersehen, ob der Glückspilz am Ende der Gewinner oder doch der Gelackmeierte ist. Und tatsächlich, in der Geschichte „Gustav, der Pechvogel“ bekennt Gustav Gans ganz kleinmütig, daß „mein Geburtstag der einzige Tag im Jahr ist, an dem ich nur Pech hab.“ Aber keine Sorge: als Antipode Donalds wird er weiterhin die Entenhausener Geschichten würzen.


MM 4/1953 - © Disney
 

Weitere Informationen: www.ehapa-comic-collection.de  

Redaktion: Frank Becker