Der Perlinger-Weg ins Glück - Bitte keine Nachrichten!

Die Kolumne

von Sissi Perlinger

© Sissi Perlinger
Bitte keine Nachrichten!
 
Jetzt verstehe ich auch, wieso die Selbstmordrate nach Spätnachrichten so sprunghaft steigt. Die Menschen sind übermüdet, gestresst und deprimiert. Manchmal genügt schon eine geballte 15-minütige Ladung Horrormeldungen, und der Riemen, an dem man sich gerissen hat, zerreißt. Da kann man nur noch aus dem Fenster springen, weil man keinen anderen Ausweg mehr weiß. Wenn es einem psychisch nicht so gut geht, ist man besonders sensibel für diese Angstmacherei, die da läuft. Und paradoxerweise verkaufen sich die meisten Presseorgane mit ’nem Super-GAU auf der Titelseite erst richtig gut. Und je gruseliger die Überschrift, umso gieriger greifen die Menschen dann zu so einem Schmierblatt. Au Mann, ich darf schon gar nicht mehr an 'nem Zeitungskiosk vorbeigehen, da krieg ich jedes Mal das nackte Grausen,  wenn ich diese Schlag-Zeilen sehe. letzt weiß ich auch, wieso diese Dinger so heißen. Die zu lesen macht mich immer so niedergeschlagen. Und wenn gerade mal nix Schlimmes passiert ist, bauscht der gewitzte Presse-Profi-Apokalyptiker eine Mückengrippe mal eben schnell zu einer Elefanten-Pandemie auf oder greift hin und wieder zu einem schrecklichen Terroralarm. Das sind die besten Methoden, Menschen in Panik zu versetzen. Ich will ja hier keine irrwitzigen Verschwörungstheorien verzapfen, aber Flughäfen dürfen wir wahrscheinlich bald nur noch nackt betreten und müssen dann am Schalter Urin- und Speichelproben abgeben. Wir könnten uns ja mit diesem Gemisch auf der Bordtoilette selbst in die Luft sprengen! Ich will auch nicht völlig pa-pa-paranoid und durchgeknallt erscheinen, aber da steckt doch Methode dahinter; da-da-das ist doch von langer Hand so inszeniert, dass man uns solche Ängste einpflanzt, damit wir wieder nach einem starken Führer schreien, der uns beschützt. Die Nummer hat doch schon mal so wunderbar funktioniert. Übrigens, vom TV-Programm werden wir so verblödet, dass wir gar nicht mehr merken, wie man uns für dumm verkauft. Ich meine, das ist doch nicht übertrieben, wenn ich sage, wir werden alle auf einer nach unten offenen Richterskala in den Strudel eingesogen, der sich immer schneller drehenden Dämlichkeits-Spirale. Und früh genug eingesetzt ist sie ein bewährtes Verhütungsmittel gegen eigenständiges Denken. 
 

(Textauszüge aus "Auszeit! Der Perlinger-Weg ins Glück"
mit freundlicher Genehmigung des Südwest Verlages)
Weitere Informationen unter: www.sissi-perlinger.de
Redaktion: Frank Becker