Eigentlich ist ja laut Maja-Kalender morgen Schluß - aber:

„Die Erschaffung der Welt“ begeisterte in Essen

von Andreas Rehnolt

Foto © Frank Becker
Musical-Premiere
„Die Erschaffung der Welt“
begeisterte in Essen
 
Uraufführung mit flotten Songs,
reichlich Engeln, Gott als Schöpfer
und Darwin als dessen Widerpart
 
 
Essen - Reichlich Applaus gabs am vergagenen Samstagabend im Essener Grillo-Theater bei der Uraufführung des Musicals „Die Erschaffung der Welt“. Hauptdarsteller waren Gott als Schöpfer (Tom Gerber) und Charles Darwin (Jan Pröhl) mit seiner Theorie der Evolution als Gegenpart. Aber auch Adam und Eva und ein halbes dutzend rundlicher Engel mischte mit in der gut zweistündigen Inszenierung von Caroline Stolz. Das unterhaltsame und spritzige Stück stammt aus der Feder von Thomas Gsella, der früher als Chefredakteur der Satirezeitschrift "Titanic" tätig war.
 
Toll auch Musik, die Stephan Kanyar zum Musical beitrug. Er begleitete den Abend live am Klavier, dazu gabs weitere Musiker. Gott tritt im blauschimmernden Jackett mit langen grauen Haaren auf, Darwin kommt im kleinkarierten Anzug auf die Bühne. Die vom Bühnenhimmel herabschwebenden Engel verkünden: „Heut wird das Dasein hergestellt“. Nachdem zunächst ein köstliches Ballett aus Aminosäuren den Schöpfungsbeginn markiert, tritt irgendwann ein zauberhafter schwergewichtiger Dinosaurier auf, Bäume und Blumen bevölkern nach und nach die Bühne und ein Trio von Neanderthalern trällert die Hommage „Neanderthal, ich komm aus Dir“.
Manche der Songs haben Ohrwurm-Charakter. Wenn etwa Gott beim Erschaffen von unendlich vielen - per Video eingeblendeten - Tierarten selbstverliebt singt: „Ach, ist mir heute schöpferisch zumute“ und an anderer Stelle „Ach, was bin ich phantasievoll. Ich krieg meinen Schöpferhals wohl nie voll“, dann ist das keineswegs blasphemisch, sondern witzig und - trotz einiger stimmlicher Probleme des Schöpfers - und sorgt für nicht wenige Lacher im Publikum.
 
Schließlich - nach der Pause - dreht Gott an einer Töpferscheibe und schafft aus Ton Adam und Eva. Und wenn die beiden sich im Paradies gegenseitig anhimmeln und fragen „Wie kann ein Mensch so göttlich sein, wer hat denn das gemacht?“ wird klar, daß der Mensch als Krone der Schöpfung quasi der Schlußpunkt - oder vielmehr der Anfang von der Erschaffung der Welt ist. Als Gott seinen beiden Menschen mit einem Apfel in der Hand erklärt, daß sie diese Frucht nie begehren sollten, hat Adam bereits hineingebissen und Gottvater schreit „Verdammt noch mal. Ab heute kostet Kino, Schokolade die macht dick, und Benzin wird immer teurer.“
Am Rande tauchen in „Die Erschaffung der Welt“ auch noch „10 Verbote“ auf einer Tafel auf, die Zuschauer erleben eine Versammlung im Kleingarten „Eden e.V.“ mit und Kakerlaken tanzen und singen im Duett „Der Kakerlak, der Kakerlak, der steckt die Schöpfung in den Sack.“ Als ganz am Ende dann eine riesige Weltkugel aus den Fugen gerät und alle Lebewesen auf der Bühne niederrollt, bleiben alleine Gottvater und ein strauchelnder Darwin übrig, ach ja und die besagten Kakerlaken.
 
 
Redaktion: Frank Becker