Et Püffje

von Konrad Beikircher

Foto © Frank Becker
Et Püffje
 
Manchmal schicken mir liebe Menschen Geschichten un Verzällcher, esu nohm Motto: "Do könne Sie sicher jet met anfange". Nun: meistens sind das Geschichten, die bereits allgemein bekannt sind. Herr Dr. Wassermeyer aus Köln allerdings hat mir eine Geschichte von seinem Urgroßvater geschickt, die ist so originell, daß ich Sie Ihnen hier nicht vorenthalten möchte. Dieser lebte um die Jahrhundertwende in Bonn, Meckenheimer Straße 34, eine feine Straße mitten in der Stadt, in der vier Kutschen nebeneinander herfahren konnten. Er war Rechtsanwalt, geheimer Justizrat, Stadtverordneter und Ehrenbürger der Stadt Bonn. Und ein Mensch mit viel Humor. Eines Tages öffnete in dieser feinen Straße ein Püffje der notleidenden Männerwelt seine Pforten. Es gab eine Riesen-Aufregung, die in einer Bürgerversammlung mündete. Dort wurde geschimpft und protestiert. Die Fahnen von Moral, Sitte und Anstand wurden hochgehalten und überhaupt suchte man seiner gerechten Empörung lautstark Luft zu machen. Ich bitte Sie: einen Steinwurf vom Münster entfernt! Ei Püffje! Dat dat praktisch es, weil man vom Püffje dreck nohm Beichtstuhl jon konnt, dodran hät keiner jedach. Jedenfalls: gegen Ende der Versammlung wurde nun auch der prominente Dr. Wassermeyer gefragt, wie man diesen Schandfleck aus der Straße entfernen könne. Worauf er nur kurz und trocken sagte: "Och, lev Lück, lommer all mitenand nit mieh hinjon, dann jeiht dat Dingen von sellver pleite!".
Dat es rheinischer Humor!
 
 
In diesem Sinne
Ihr
Konrad Beikircher
 

©  2012 Konrad Beikircher für die Musenblätter
Redaktion: Frank Becker