Im Reimgehege

„Lob Dich! – Greve liest Dichter Demel“

von Ret./Bec.

Cover-Zeichnung: Til Mette

Neue Lyrik-CD
von Andreas Greve:

„Lob dich! – Greve liest Dichter Demel“
(und andere Gereimtheiten)
 
Hilf Dir selbst, sonst hilft Dir keiner
lautet die bekannte Zeile
„Lob dich selbst, dann lobt dich einer!“
dichtet er in Windeseile.

Der sich da so behende der Sprache bedient, um Unzulänglichkeiten des Lebens zu seinen Gunsten umzugestalten, trägt den Namen Dichter Demel. Nein, nicht der einst so berühmte Richard Dehmel, sondern nur Demel - und ohne h. Diesen unbekannten Poeten hat sich der Hamburger Lyriker – und Autor und Kolumnist der Musenblätter - Andreas Greve ausgedacht und zur Hauptperson seiner Lyrik-CD gemacht: „Lob Dich!“
 
Dichter Demel kämpft nicht nur mit den Widrigkeiten des Künstlerdaseins, sondern auch mit ganz normalen Problemen des Alltags, wie Zahnschmerzen oder Unordnung. Auch in letztem Fall hilft ihm die Sprache, ja fast ein Zauberwort:
 
Ein Zauberwort

Dichter Demel sammelt Vieles,
Was genau, kann er kaum sagen,
Haufenweise einst Mobiles -
Haufen, die ihn manchmal plagen.

Jeder Berg birgt hier Bedeutung
(diese wuchs noch mit den Jahren),
Ob Notiz, ob alte Zeitung:
handverlegte Memoiren.

Demel sitzt in diesen Haufen,
niemand sonst darf sie betreten.
Chaos kurz vorm Überlaufen,
langsam quält das den Poeten.

Niemals konnte er sich trennen,
nicht einmal das Dickicht lichten,
zudem meint er sich zu kennen:
"Yesterday" bespeist das Dichten.

Dann kam Demel jener Einfall,
- pfiffig, klug und produktiv:
an die Tür zu seinem Saustall
schraubte er ein Schild ARCHIV!

Dieser Akt hat es gebracht!
Nur ein Wort - und so viel Macht.
 
14 solcher Dichter-Demels liest Greve auf der CD, während im zweiten Teil – hochtrabend „Bonustrack“ genannt – ein Dutzend weiterer, heiterer Gedichte und Epigramme sowie eine Erzählung mit dem Titel "Anderer Zigaretten" zu finden sind. Das kürzeste Gedicht (21 Sekunden) lautet: „Knapp vorbeiEs dauert fast ein ganzes Leben, / all das zu tun, was man nie wollte. / Danach wird es sich kaum ergeben, / noch das zu tun, was man nie sollte. / Der Schaden läßt sich leicht beheben: /im nächsten Leben. Auch der "Schusterplatz am Samstag" ist dabei. Musenblätter- Freunde hatten das Privileg, das Poem vorab lesen zu können. 
 
Sowohl Knapp vorbei als auch  Kunstgenuß sind wie der oben schon geannte "Schusterplatz am Samstag" übrigens nebst anderen im Internet leicht unter „Greve liest“ zu ergoogeln. Wer lieber selber liest, auch dem kann geholfen werden: im Autorenbuch auf Fixpoetry Link zu einigen Gedichten auf Fixpoetry zum Blättern. 
 
Passend zum Titel „Lob Dich!“ finden sich auch lobende Worte fachkundiger Dritter über Greve auf dem von Til Mette gezeichneten Cover: „Mir gefällt diese Melange aus Komik und Sentiment!“ schreibt FW Bernstein,  Elchkritiker-Legende der Neuen Frankfurter Schule. Und der Humorkundler WP Fahrenberg schwärmt gar über Greves reimende Demel-Figur „ Gernhardts Dichter Dorlamm scheint endlich einen würdigen Nachfolger gefunden zu haben.“
Das ausführlichstes Lob – und ein wenig Kritik – spendet der Lyriker Hellmuth Opitz in einem langen Feuilleton-Beitrag auf Fixpoetry.com: „Im Reimgehege – Über die Gedichte von Andreas Greve"
 
Beim Dichter Andreas Greve, dessen besondere Lesestimme einen nicht geringen Teil des Hörvernügens ausmachen, ist das Opus gegen einen Obulus von 10 Euro incl. Versand  im Internet zu bestellen.
Das einzige was jetzt noch fehlt, ist ein ebenso wohlfeiles Bändchen, all diese schönen Gedichte enthaltend, um dem Freund der Poesie die Möglichkeit zu eröffnen all die sinn- und liebevollen Verse  mit- und nachzulesen. Man hört, der Dichter bemühe sich darum.

Redaktion: Frank Becker