Die Suche nach der Liebe

„Rapunzel“ im WTT - ein gelungenes Familienstück

von Frank Becker
Die Suche nach der Liebe
 
„Rapunzel“ im WTT -
ein gelungenes Familienstück
 
 
Vor ausverkauftem Haus und in puncto Märchen sachkundigem Publikum – rund 50 % der Zuschauer waren Kinder – feierte das Westdeutsche Tournee Theater (WTT) am Sonntagnachmittag die erfolgreiche Premiere seiner Fassung des Grimmschen Kinder- und Hausmärchens Nr. 12 „Rapunzel“ in der Inszenierung von Eric Rentmeister. Nicht selten fallen ja die Märchen, die damals den Brüdern Grimm u.a. von Gretchen und Dortchen Wild, Dorothea Viehmann, Marie Hassenpflug und Anna Haxthausen erzählt wurden, recht grausam aus. So hat auch Rapunzel Elemente, die Schrecken bergen, die Launenhaftigkeit von Charakteren offenbaren und in die Tiefe der menschlichen Seele leuchten. Da gibt es vor allem die böse Hexe, die dem armen Ehepaar zur Strafe grausam das Erstgeborene abzwingt, weil der Mann für seine launische Frau aus ihrem Garten Rapunzel-Salat gestohlen hat.
 

Verena Sander als Römersalat - Foto © Frank Becker
Doch es geht, das hat Rentmeister klug erkannt, in diesem wie in vielen anderen Märchen im Eigentlichen um die Suche nach dem Glück, das sich nur in der Liebe finden läßt. Diese Liebe suchen sie alle, die Eheleute aneinander, die Kinder an ihren Eltern und Freunden, der verträumte Prinz bei der wunderschönen Rapunzel – ja selbst die Hexe, die in der WTT-Fassung zur einsamen, verbitterten Nachbarin Frau Gotel wird und das Mädchen eifersüchtig in einen Turm einsperrt. Zwar hält sich die Inszenierung in allen wesentlichen Zügen an die Urfassung des Märchens von 1819, doch wissen Rentmeister und sein Ensemble (Verena Sander als Mutter und Rapunzel, Kristina Otten als Frau Gotel, Björn Lenz und Thomas Ritzinger in allen männlichen Rollen) vielem die allzu grausame Spitze abzubrechen.


Kristina Otten ist Frau Gotel - Foto © Frank Becker
 
So wird die wenn auch verzweifelte Liebe Frau Gotels zu Rapunzel deutlich, wird ihr nicht die Schuld an der temporären Erblindung des Prinzen gegeben und auch die Verbannung der (holla, Grimms!) mit 15 Jahren mit Zwillingen schwanger gewordenen Rapunzel samt Kindern in die Wüste wird ihr nicht angelastet. Der eifersüchtige und ehrgeizige Bruder (Björn Lenz) des verträumten Prinzen (Thomas Ritzinger) bekommt sympathische Züge, und überhaupt wird Verständnis auch für die negativen Eigenschaften der Figuren geweckt. Weil das Ganze zudem mit leichter Hand im pfiffigen Bühnenbild von Peter Strieder auch humorvoll gemacht ist, gibt es manchen Lacher, und zum guten Schluss ist nach zeitweisem Atemanhalten das Publikum mit allen versöhnt. Maja (6) und Charlotte (5) Erbe jedenfalls waren mit glühenden Wangen dabei und zeigten sich nach einer knappen Stunde höchst zufrieden mit dem versöhnlichen Ende.
 

Verena Sander als Rapunzel - Foto © Frank Becker
Das WTT hat zur Weihnachtszeit ein gelungenes Familienstück auf die Beine gestellt. Die nächsten Termine sind zwar schon ausverkauft, aber fragen kostet nichts: Tel. 02191-3 22 85.
 
Weitere Informationen und Termine: www.wtt-remscheid.de